An den Stätten der Kunst (Theater, Konzert, Museen).

[43] Adolf Hitler ist ein großer Verehrer der Kunst. In seinem Sinne ist es, wenn unser Volk wieder zum Verständnis reiner und edler Kunst hingeführt wird. Deshalb fordert der Nationalsozialist, daß die Stätten der Kunst mit Achtung und Ehrerbietung betreten werden.

Hin und wieder erhalten HJ. und B. d. M. eine Anzahl Freikarten für Theater und Konzert. Sie werden verteilt, aber einige Tage später werden manchmal Klagen laut über Störungen irgendwelcher Art. Dann gibt es natürlich einen Mlordsärger.

Um solche Vorfälle zu verhüten, hat Gunthers Bannführer für Besucher von Theatern, Konzerten vorgesehen, daß sie kurz vor dem Besuch noch einmal genaue Verhaltungsmaßregeln von ihrem Führer erhalten.

Helga, die diese Einrichtung für sehr zweckmäßig hielt, hat sich von Gunther die ganze Anweisung aufschreiben lassen, sie lautet folgendermaßen:

»Das Theater, der Konzertsaal, Museen sind Stätten der Kunst. Es hat sich ein jeder dort der größten Ruhe zu befleißigen, gleichviel, auf welchem Range oder Platz er sich befindet.

Unterhaltungen während der Darbietungen oder gar Aufstehen von den Plätzen sind unzulässig.[43]

Essen von Schokolade, Bonbons, Früchten während der Vorstellung ist eine ganz grobe Ungehörigkeit und zeugt von keinerlei Verständnis und Sinn für die Kunst.

Die ›Knisterer‹, die ihr Schokoladen- und Butterbrotpapier während des Stückes beiseitetun oder hervorholen, sind höchst unangenehme Nachbarn. Manche nehmen auch allerhand Spielereien mit dem Theaterzettel vor. Das stört gleichfalls.

Auch in den Pansen ist die Unterhaltung leise zu führen. Das fortwährende Herein- und Herauslaufen hat zu unterbleiben. Es belästigt die Besucher in den Sitzreihen.

Auch ein Mitsprechen bekannter Terte oder ein Mitsummen von Melodien sowie Takttreten oder -klopfen ist zu unterlassen; denn die Theaterbesucher wollen nicht dich, sondern den Künstler hören.

Das Umschauen, Ueber-die-Brüstung-legen, Zurufen von Namen, auffallendes Zuwinken, Zeichensprache ist im Theater oder Konzertsaal nicht Sitte. Willst du jemanden sprechen, so suche ihn in der Pause auf, wenn es angängig ist, oder warte bei Schluß der Vorstellung draußen auf ihn.

Bemerkt man Freunde und Bekannte im Theater, grüßt man sie durch leichtes Zunicken oder, wie heute üblich, durch einen nicht allzu auffälligen deutschen Gruß.

Beim Beifallklatschen mäßige dich. Richte dich so ein, daß deinem Nachbarn nicht das Trommelfell platzt. Rufen und Schreien und Trampeln mit den Füßen ist zu unterlassen; denn das Theater ist kein Sportplatz. Bei ernsten Stücken wird kein Beifall gespendet.

Der Anzug: Der Besuch eines Theaters, eines Konzerts ist eine Feierstunde. Dementsprechend muß auch die Kleidung sein. Ist Uniform für euch befohlen, dann habt ihr in tadellosem saubersten Anzug von Kopf bis Fuß zu erscheinen.

Erscheint ihr in Zivilkleidung, muß es euer Sonntagsanzug sein. Wenn ihr älter seid und euch einen Abendanzug leisten könnt, zieht ihr den an. Auch dunkelblauer Anzug ist zweckmäßig.[44]

Die Damen schmücken sich sowieso gern. An Theaterabenden und zu Konzerten ist besonders dazu Gelegenheit.

Ganz unpassend ist es, in Sportkleidung zu erscheinen.

Pünktlichkeit: Die zur Pünktlichkeit erzogenen Hitlerjungens und-mädels müssen zu Theater und Konzerten ganz besonders pünktlich sein, da ein Aufstehen und Sitzklappen ganz unglaubliche Störungen mit sich brmgt. Sei lieber eme Viertelstunde früher zur Stelle, als daß du eine Minute zu spät kommst. Gehe so durch die Reihen auf demen Platz, daß du denen, die dich dnrchlassen, nicht den Rücken, sondern das Gesicht zuwendest; denn im allgemeinen bist du von vorn ansehnlicher als von hinten.

Hut, Mantel, Schirm usw. laß ruhig in der Kleiderablage, drmuen regnet es weder, noch brauchst du zu frieren. Wenn du allerdings einmal ein reicher Mann bist, der sich eme Loge leisten kann, dann darfst du auch deine Sachen dort mit hmeumehmen. Da ist nämlich Platz genug, und die Sachen sind niemandem im Wege.

Schlußsatz: Es sollen nur diejenigen zum Besuch von Theatern und Konzerten ausgesucht werden, die das nötige Verständnis dafür haben und die gewillt sind, sich an den Stätten deutscher Kunst zu bilden, zu begeistern und zu erbauen.«

Helga meinte: »Das ist das Notwendigste, was man von einem jugendlichen Theaterbesucher verlangen kann, und was er wissen muß.«

Quelle:
Schütte, Carl: Willst du erfahren was sich ziemt? Caputh-Potsdam [o. J.], S. 43-45.
Lizenz:
Kategorien: