Gaunerei eines Italienischen Kunsthändlers

[121] Ein anderer Kauf, der mir sicher zu sein schien, das sympathische Werk des Giovanni Minelli, entging mir durch die Intrige eines Florentiner Händlers, der mir zu größtem Dank verpflichtet war, aber gerade damals in Verbindung mit einem amerikanischen Händler getreten und zu jedem Streich gegen mich bereit war. Ein vornehmer, in der Nähe von Padua angesessener Conte Schio in Custoza hatte mir nach Berlin die Photographie der reizvollen Pietà mit der Prinzessin von Lusignan als Stifterin zugesandt, um von mir eine Schätzung oder ein Angebot darauf zu erhalten. Ich antwortete ihm, daß ich binnen kurzem mich in Battaglia zur Kur aufhalten und mir dort das Original ansehen würde. Da ich den Weg über Florenz nahm, war ich unvorsichtig genug, jenem Händler, der das Stück kannte, aber nicht den Mut gehabt hatte, ein Gebot darauf zu machen, davon[121] zu sprechen. Als ich mich nun wenige Tage später von Battaglia aus beim Conte Schio anmeldete, kam dieser sofort angefahren. Mein Brief sei ihm ganz unverständlich, da ja Herr X. aus Florenz tags vorher bei ihm gewesen sei und sein Relief in meinem Auftrage für 9000 Lire erworben habe. Sofort, nachdem der Gauner von mir gehört hatte, daß ich mir das Stück in nächster Zeit ansehen würde, war er zum Conte gefahren, hatte sich als mein Agent ausgegeben, da ich selbst zur Reise zu krank sei, und so das Relief um eine Kleinigkeit erstanden. Durch Berensons Vermittlung verkaufte er es gleich darauf um 40000 francs an Mrs. Gardner in Boston.

Quelle:
Bode, Wilhelm von: Mein Leben. 2 Bde, 2. Band. Berlin 1930, S. 121-122.
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