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[105] Karte II vom 4. Okt. Sonntag


Eben besucht mich der Radfahrer m. Kolonne, bringt ein Paketchen Zigarren u. Schokol. v. Koehler u. 1 Karte von Tante Jung u. meldet, daß unsre Kolonne heute hier verladen wird, nach dem Norden!!! (näheres Ziel unbekannt.) Ich war ganz baff. Nun jedenfalls Ade Vogesen; was wir dort erlebt haben, vergißt keiner, aber froh ist, glaub ich, jeder, daß er von da wegkommt; man freut sich immer auf das Neue! Nun sind es gerade 5 Wochen, seit dem Abmarsch in München! Diese Reise wird lustig, bis ich meine Truppe wieder finde. Das ist nämlich nicht so einfach, als sich der Laie das vorstellt. Ich fühle mich heute im Magen um vieles besser; ich glaube, die Krise ist überwunden u. ich habe kein chronisch. Leiden zu befürchten, ein Gedanke, der mir gräßlich wäre. Die Pulswärmer von Mutter sind leider bis jetzt nicht angekommen. Also jedenfalls ist des großen Krieges 1. Teil für mich abgelaufen u. ein neues Kapitel wird nach m. Entlassung aus dem Lazarett beginnen. Kuß Dein Fz.

Quelle:
Franz Marc: Briefe, Schriften, Aufzeichnungen. Leipzig: Gustav Kiepenheuer, 1989, S. 105-106.
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