August Macke 05.09.1910

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Tegernsee, 5.9.10


Lieber Marc!


Zunächst sei allen Sindelsdörflingen herzlich die Hand geschüttelt.

Dann Glück zum fröhlichen Verlauf des Familientages.

Zum dritten sei bedankt für die Nachricht von Brakl. Insofern wäre das ja ganz nett, da ich in den letzten Tagen allen Grund hätte, in explosionssicheren Räumen zu arbeiten. Es kommt viel aus mir heraus, viel besseres als Ihr saht. Ob Brakl es wagen würde, weiss ich noch nicht. Mir wäre es schliesslich ganz recht. Was soll man mit all den Sachen sonst anfangen. Er darf sich also in seinem Zirkus auf ein sehr unanständiges Pferd gefasst machen. – Wenn nicht – Thannhauser zieht besser.

Diese Woche war ich in München und lernte dort bei Thannhauser die ganze neue Künstlervereinigung kennen, Jawlensky – Kandinsky etc. Für München sind die Leute sehr, sehr gut. Es hat mich interessiert. Dieser Tage werden wir nach Wessling fahren. Morgens bis Nachmittags in München bei Thannhauser sein. Wenn Ihr noch nicht da wart, telegraphiere ich Tag und Stunde unseres Dortseins. Vielleicht sehen wir uns da. Schreibe mir umgehend, ob Aussicht dafür da ist und ein Telegramm Zweck hat.

Nun lebe wohl. Sei gegrüsst und fleissig.


Dein August Macke


Meine Frau grüsst auch alle.

Quelle:
Franz Marc, August Macke: Briefwechsel. Köln: DuMont, 1964., S. 20.
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