Franz Marc 25.01.1912

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POSTKARTE AUS BERLIN


[Datum des Poststempels: 25.1.12]


L. August,


dass mein Glasbild nicht dabei ist, ärgert mich nicht weniger als Dich das Fehlen Deiner Lautenschlägerin. Das mit Schönberg kann ich nicht bestreiten (das Selbstporträt mag ich zwar sehr) aber: Du kennst meine Maxime, meinem Herrn Mitredakteur nicht hereinzureden, weil ich dieses Recht im gegebenen Falle auch haben will und muss, sonst ist mir nicht wohl. Dasselbe mit den grossen Worten, – ich bin im tiefsten Grunde viel bescheidener, als Du denkst. – Ich lebe seit fünf Tagen fast ständig mit Cassirer zusammen, reiste mit ihm nach Dresden, besah dort Privatgalerien und unterhalte mich glänzend. Aber wir sind uns beide, glaube ich, noch nicht[99] klar, ob die feindlichen oder freundschaftlichen Gefühle in diesem Verkehr überwiegen. Darüber mehr! Herzlich für Euch beide,


Euer Fz. M.


Dienstag geht's heim, Gott sei Lob!

Quelle:
Franz Marc, August Macke: Briefwechsel. Köln: DuMont, 1964., S. 99-100.
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