Æs

[20] Æs.

Æs, Cuprum, Venus, frantzösisch Cuivre, teutsch Kupfer, ist ein schönes gläntzendes Metall, das einen Wiederschein von sich giebet, roth von Farbe ist, leichtlich wie mit Rost anläufft, und voller Vitriol ist. Es findet sich an vielen Orten in Europa, absonderlich in Schweden, und in Dänemarck. Es wird Nieren- oder Brockenweise aus dem Schacht gezogen, die waschen sie alsdann, damit die Erde, die annoch dran hangt, in etwas runter kommen möge: hernach wird es bey heftiger Glut geschmoltzen. Wobey zu mercken ist, daß diß Metall gar ungemeine schwer zum Fluß zu bringen ist: es wird alsdann von seinen Schlacken rein gemacht, und zu grossen Stücken gegossen. Wird es zwey bis dreymahl umgeschmoltzen, so wird es desto feiner und geschmeidiger; und das Kupfer, welches die Frantzosen Cuivre de rosette nennen, wird um so viel schöner. Lateinisch heißt es Æspolosum.

Æs ustum, frantzösisch, Cuivre brulé, zu teutsch, gebranntes[20] Kupfer, zu bereiten, zerschneidet man das Kupfer in viereckte Stücken, legt sie schichtweise ein mit Schwefel und mit Saltz in einen Schmeltztiegel, calciniret sie so dann in starcken Feuer, bis daß der Schwefel weggebrannt; darauf nimmt man das Kupfer aus dem Tiegel, und hebts auf zum Gebrauch. Dieses geschiehet zu dem Ende, damit dem Kupfer eines theils sein grober Schwefel benommen werden möge.

Dieses gebrannte Kupfer soll man erwehlen, wanns in seinen kleinen Platten und viereckten Stücken ist, die stracks zerbrechen, und von aussen schwartz, inwendig roth und gläntzend sehen.

Der Spezereyhändler Pomet steht in den Gedancken, das Saltz, das mit dem Schwefel hier bey dieser Arbeit vermischet wird, sey das Geheimnüß der Holländer, damit sie das gebrannte Kupfer schöner machen könten, als wie in Franckreich, woselbst sie keines drunter mengen.

Das gebrannte Kupfer reiniget wohl, und wird zu Pflastern und zu Salben gebrauchet, damit das wilde Fleisch hinweg zu etzen.

Das gelbe Kupfer oder der Meßing, Cuivre jaune auf frantzösisch, ist ein Gemenge von Kupfer und Gallmeystein. Siehe AURICHALCUM.

Æs, kommt von Aër, die Luft, her, dieweil das Kupfer, wann es gehämmert wird die Luft mit großer Macht zertheilet, und ein grosses Geräusch oder Klang verursachet.

Cuprum kommt à Cypro, dieweil das erste Kupfer in der Insul Cypern soll gefunden worden seyn.

Venus wird es genennet, weil die Astrologi vorgeben, daß diß Metall seinen Einfluß von dem Planeten Venus überkommen: oder weil man vor diesen die Kupferfarbe der Göttin Venus zugetheilt.

Vor diesem sollen, wie die Rede gehet, die Römer die Göttin Pecunia angebetet haben, nebst ihrem Sohne Esculano und Nefen Argentino: von dem ersten verhoffeten sie Kupfermüntze zu bekommen, und von dem andern Silbergeld.

Sie hielten Argentinum für des Esculani Sohn, dieweil das Silbergeld viel später als die Kupfermüntze bey ihnen im Gebrauch gewesen.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 20-21.
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