Carlina

Carlina.
Carlina.

[243] Carlina.

Carlina, frantzösisch, Carline, teutsch Eberwurtz, ist ein Gewächse, dessen es zwey Hauptgattungē giebt.

Die erste wird genannt

Carlina acaulos, J.B. Pit. Tournef.

Carlina acaulos magno flore, C.B.

Carlina herbariorum, Adv. Lob.

Carlina humilis vel altera, Dod. Col.

Spina Arabica, Dod. Col.

Carduus panis seupacis, Erico, Cord.

Chamæleon albus, Matth.

Cardopathium caule nullo, Gesn. Hort.

Ixine, Theophrasti, Ang.

frantzös. Carline, Cameleon blanc, Chardonnerette.

teutsch, Eberwurtz, die weisse.

Die treibt aus ihrer Wurtzel grosse, lange und breite Blätter, welche tief eingeschnitten sind, und auf der Erde rund herum zu liegen pflegen; sie sind mit harten und sehr scharffen Spitzen besetzet, von Farbe bleichgrüne und fladricht. Zwischen den Blättern wächst auf der Wurtzel ein breiter, gantz runder Kopf, ohne Stiel, der ist stachlicht und mit Blättern versehen, darauf stehen die Blumen, wie mit Strahlen umgeben, und sehen weiß oder purperhaftig. Wann die Blume vergangen ist, so erscheinen an ihrer Stelle länglichte Körner, ein iedes mit einer ziemlichen Anzahl weisser Haare oben auf, in Form einer Bürste. Diese Körner werden durch gebogene Blätter von einander gesondert, welche als wie Rinnlein ausgebogen sind. Seine Wurtzel, gerade hinab in die Erde, ist unterweilen auf zwey Schuhe lang, und Daumens dick, auswendig dunckel, inwendig weiß, von starcken gewürtzhaftigen Geruch, und ziemlich angenehme von Geschmack.

[243] Die andere Sorte heist

Carlina caulescens magno flore, C.B. Pit. Tournef.

Carlina, sive Leucacantha, Dod.

Carlina caulifera, J.B.

Chamæleon niger vulgaris, Trag. Eyft.

Crocodiulium, Carlina caulem habens, Lugd.

frantzösisch, Carline, oder Cameleon noir.

teutsch, Eberwurtz, die schwartze.

Die ist von der vorhergehenden darinne unterschieden, daß ihr Kopf nicht dicke ist, auch nicht so breit; und wächset insgemein alleine auf der Spitze eines Stengels, der zwischen ihren Blättern etwan eines Schuhes hoch sich empor hebet. Die Blume ist gemeiniglich gantz weiß, gar selten roth. Die Wurtzel ist unterweilen halb offen und nicht so völlig oder dick, als wie die an der weissen Eberwurtzel. Eine wie die andere wachsen an bergichten Orten, auf dem Mont d'or in Auvergne, auf den Alpen und Pyrenäischen Gebürgen. Die Bauersleute pflegen sie zu essen, weil sie noch jung und zarte sind. Im Frühjahre werden die Wurtzeln ausgegraben und getrocknet, daß sie sich halten mögen; sie werden auch zur Artzney gebraucht. Die Wurtzel von der ersten Gattung soll man erwehlen, und der andern ihrer vorziehen, wann sie frisch und dicke ist, fein völlig, auswendig braun und aufgesprungen, inwendig weiß, von starcken Geruch und nicht unangenehmen Geschmack. Sie führet viel ziemlich starckes Oel und Sal essentiale.

Sie treibet den Schweiß, eröffnet, widerstehet dem Gift, tödtet die Würme und treibet sie aus, bringet den Weibern die Reinigung zu wege, ist auch gut wider ansteckende Kranckheiten, zur Zeit der Pest.

Carlina, quasi Carolina, von Carolus, weil unter der Regierung Carls des Grossen ist bekannt geworden, wie daß sie wider die Pest gar dienlich sey.

Chamæleon wird sie genannt, weil ihre Blätter scheinen ihre Farbe zu verändern, nachdem die Sonne darauf scheint, als wie das Thier Chameleon, welches allerhand u. unterschiedne Farben anzunehmen pflegt.

Leucacantha von λευκὸς, albus, weiß, und ἄκανϑα, spina, ein Dorn, Stachel, als ob man sprechen wolte, ein weisser Dorn.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 243-244.
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