Convolvulus

[334] Convolvulus.

Convolvulus, frantzösich, Liseron, und Campanette, teutsch, Winde, ist ein Gewächse, davon es gar viel Arten giebet: ich werde aber allhier nur die gemeinsten zwey beschreiben, weil sie noch einigen Nutzen zur Artzney verschaffen.

Die erste heisset

Convolvulus major, J.B.

Convolvulus major albus, C.B. Pit. Tournef.

Volubilis major, Trag. Lon.

Malacocissus, Damocratis, Ang.

Smilax lævis major, Dod.

Helxine cissampelos, Cord. iu Diosc.

frantzösisch, grand Liseron, oder Lizet.

teutsch, grosse Winde.

Diese treibet lange, schwancke Rancken, welche hoch in die Höhe lauffen, indem sie fortkriechen, die Stämme der nahe herum stehenden Bäume und Sträucher ergreiffen, und sich um ihre Aeste winden. Die Blätter sehen, dem Epheulaube gleich, sind aber viel grösser, viel linder und weicher, vorne zugespitzt und grün. Die Blume hat die Gestalt einer Glocke, und siehet weiß, sitzet auf einem Stielgen, der zwischen den Blättern heraus wächst. Wann dieselbe abgefallen, so folget ihr eine Frucht, die ist fast gantz rund, wie eine kleine Kirsche groß, und[334] häutig, beschliesset die Samen, welche eckigt sind und schwärtzlicht, zuweilen röthlicht. Die Wurtzeln sind lang, dünne und innewendig weiß. Dieses Gewächse wächst in den Hecken, und zwischen den Sträuchen: ist ein wenig bitter und scharff.

Die andere heist

Convolvulus minor arvensis,. G.B. Pit. Tournefort.

Volubilis minor, Trag. Lon.

Helxine cissampelos, Matth.

Helxine cissampelos, multis, sive Convolvulus minor, J.B.

Smilax lævis minor, Dod.

Scammonea parva, Ang. Cam.

frantzösisch, petit Lizeron.

teutsch, kleine Winde.

Die treibet einen Hauffen dünne, zarte Stengel, die auf dem Boden herum kriechen, und sich um die dabey stehenden Kräuter schlingen. Ihre Blätter sehen als wie die an der grossen Winde, sind aber viel kleiner, viel rauher, und haben viel mehr Adern. Ihre Blumen kommen zwischen den Blättern und den Stengeln hervor, haben auch eben die Form als wie die an der grossen Winde, ausser daß sie um ein unterweilen purpurhaftig. Die Wurtzel ist lang und dünne, und kriechet in der Erde herum. Sie wächset im Getraide, und auch an ungebaueten Orten.

Alle beyde Winden geben eine Milch: sie führen viel Sal essentiale, phlegma, und eben nicht viel Oel.

Sie reinigen, eröffnen, zertheilen, sind gut zu den Wunden, auch für die Engbrüstigkeit und Geschwüre in den Ohren, öffnen den Leib.

Convolvulus kommt von convolvere, sich winden, weil diese Gewächse sich um die dabey stehenden Gewächse zu winden und zu drehen pflegen.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 334-335.
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