Convolvŭlus

[270] Convolvŭlus L. (Winde), Gattung der Konvolvulazeen, aufrechte, niederliegende, meist windende Kräuter oder Halbsträucher, oder aufrechte, sehr ästige, bisweilen dornige Sträucher mit ganzen oder gelappten Blättern, einzeln oder zu drei achselständigen, trichter- oder glockenförmigen Blüten, oft kopfartig gehäuft oder in rispigen Sträußen, und kugeliger, zweifächeriger, viersäuliger Kapsel. Etwa 160 Arten in den gemäßigten und subtropischen Klimaten, meist in den östlichen Mittelmeerländern. C. arvensis L. (Acker-, Feld-, Kornwinde, s. Tafel »Unkräuter«, Fig. 4; Samen s. Tafel »Samenformen«, Fig. 3), ausdauernd, mit windendem Stengel, pfeilförmigen[270] Blättern, weißen oder rötlichen Blumen, in Europa, Asien, Nordafrika und Amerika, mit Kulturgewächsen weit verschleppt, tritt überall als lästiges Unkraut, besonders im Getreide, auf. Die Wurzel enthält ein scharfes Harz. C. Sepium L. (Calystegia Sepium R. Br., Zaunwinde, deutsche Skammonie, deutsche Purgierwinde), ausdauernd, mit windendem Stengel, pfeilförmigen Blättern und großen weißen (auch roten) Blüten (s. Konvolvulazeen), an Flußufern und feuchten Stellen in Europa, Amerika, Neuseeland, China, Sibirien, Australien, Marokko etc., ist ebenfalls oft ein lästiges Unkraut. Die Blätter, Sepienkraut, wurden sonst als Abführmittel benutzt, der rosenkranzförmige Wurzelstock wird auf Neuseeland gegessen. C. Soldanella L. (Calystegia Soldanella R. Rr., Meerkohl-, Meerstrandswinde), ausdauernde Pflanze mit kurzem, niederliegendem Stengel, nierenförmigen, eine Rosette bildenden Blättern und großen blaß purpurroten Blüten, wächst in Südeuropa, an allen Küsten des Atlantischen Ozeans (exklusive Afrika), des Stillen Ozeans, in Neuseeland, Australien, Borneo, in Deutschland nur auf den friesischen Inseln; ihr bitter und scharf, etwas salzig schmeckendes Kraut wurde früher gegen Skorbut gebraucht. C. tricolor L. (dreifarbige Winde), im Mittelmeergebiet, einjährig, mit nicht windendem Stengel, länglichen, ganzrandigen Blättern und himmelblauen, im Grunde gelben, in der Mitte weißen Blüten, und C. dahurica L. (Calystegia dahurica Choisy), mit rosenroten Blüten, werden als Zierpflanzen kultiviert. C. Scammonia L. (Scammonium- oder Purgierwurzel), in Rumelien, in der Krim, im Kaukasus, in Kleinasien und Syrien, auch auf Cypern, Rhodos, Kreta, besonders häufig in der Umgebung Smyrnas, mit dicker, mohrenförmiger, mehrköpfiger, milchender Wurzel, windendem Stengel, pfeil- oder spießförmigen Blättern und grünlichgelben Blüten mit purpurroten Falten, liefert aus der angeschnittenen Wurzel einen Milchsaft, der getrocknet das arzneilich benutzte Scammonium (s.d.) bildet. C. scoparius L. (Besenwinde), ein fast mannshoher Strauch mit schmalen, fast pfriemlichen Blättern und weißen Blüten in lockern, endständigen Rispen, und der ähnliche C. virgatus Webb., ein zierlicher Strauch, beide auf den Kanaren, lieferten ehemals das Rosenholz (Lignum Rhodium).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 270-271.
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