Coquo

Coquo, Arbor & Fruct.
Coquo, Arbor & Fruct.

[337] Coquo.

Coquo, Garziæ.

Coccos, Acostæ.

Nux Indica, J.B.

teutsch, die Cocosnuß.

Ist eine Indianische Nuß, viel grösser, dañ eines Mannes Kopf, von Form dreyeckigt, oder schier gar rund, von Farbe grünlicht, oder gliessendgrau. Sie wächst auf einem Palmenbaume, der groß und schnur gerade ist, nicht eben gar zu dicke, wird von dem Fusse auf bis an den Gipfel ier dünner, und siehet grau. Die Indianer machen um den Stamm kleine Leitern von Binsen, oder andern dergleichen Dingen, damit sie desto leichter hinauf steigen können. Seine Blätter sind überaus groß und harte, dick und gleich. Seine Blüten sehen wie die Castanienblüten aus. Das Holtz dienet Häuser und Schiffe davon zu bauen. Das Laub wird im Lande für Papier und Pergament gebraucht, und allerhand denckwürdige Sachen, auch öffentliche Contracte drauf geschrieben: sie nennen es Olla. Andere aber wollen haben, dieser Name gehöre für die Zweige des Baumes. Sie decken die Häuser und die Schiffe damit: sie machen auch Segel draus. Dann, wann dem Clusius zu glauben, so ist ein iedes solches Blatt sechs oder sieben Fuß lang, drey Fuß breit, und so dicke als wie Ochsenleder. Dieser Baum wächst in sandigen Boden an dem Seestrande. Aus den Ritzen, die sie in die Zweige gemachet, rinnet ein Saft, wie Wein, den nennen sie Sura, und brennen einen guten Brantwein draus, machen auch Eßig davon, wann sie ihn in die Sonne stellen: andere sieden ihn über dem Feuer, und bereiten einen lieblichen Wein davon, den sie Orraca nennen.

Wann sie demnach den Saft aus Aesten und Zweigen des Baumes gezogen haben, so bekommen sie darauf noch einen andern daraus, der aber nicht so geistreich, noch so kräftig ist; den lassen sie über dem Feuer, oder an der Sonne verdunsten, und bereiten einen Saft davon, welchen sie Jagra zu nennen pflegen.

Die Früchte dieses Baumes wachsen in grosser Anzahl bey einander, mit einer Hülse, oder einem dicken[337] Umschlage umhüllet, welcher sich von einander giebet, und endlich springet, wann die Nüsse grösser werden.

Wann die Cocosnuß annoch frisch ist, so ist sie mit einer dicken, grünen und zarten Schale, und ausser dieser auch mit einer braunen Rinde bedeckt. Ihr innewendiges bestehet aus einem weißlichten, süssen Marck; das ist gut zu essen, dann es schmeckt wie Artischocken: daneben ist sie voll klares Wasser, das riechet gut, und schmeckt gar lieblich, stärcket, löschet den Durst, kühlet die Leber und die Nieren. Es ist ein gantz gemeiner Saft, dann das gantze Jahr hindurch grüne Cocosnüsse zu haben sind, darunter einige bisweilen drey bis vier Pfund Wassers halten.

Wann die Nuß alt wird, so wird sie härter, und das Marck oder der Kern wird vester; es bleibet auch noch wol ein klares Wasser in seiner Höle, allein, dasselbe ist bey weitem nicht so gut, als wie das erstere: es wird alsdann von den Malabaren Elevi genennet. Dieses Wasser wird in den jährigen Nüssen zum Theil dicke, und ein rundes Wesen draus, als wie ein weisser Apfel, der schwammig, leicht und süsse schmeckt, und als wie Mandeln riecht.

Die Einwohner essen nur aus den grünen Nüssen das Marck, weil es mürbe und lieblich ist, mit Jagra. Sie machen auch aus diesem Kerne eine Milch, wie aus den Mandeln und brauchen sie an statt der Brühen.

Sie lassen desgleichen viel solchen Kern trocken werden, und heben ihn auf, gleichwie sie es in Languedoc mit den Kastanien zu machen pflegen: den nennen sie Copra, er hat einen guten Geruch, und schmeckt so angenehme, als wie Mandeln.

Den Kern oder die andere Schale an der Cocosnuß zerstossen sie, und pressen alsdann ein klares lauteres Oel heraus, das dienet ihnen nicht allein in ihre Lampen, sondern sie kochen auch ihren Reis damit.

Es laxiret etwas: äusserlich brauchen sie es zu Erweich- und Stärckung der Nerven, und zu den Schmertzen in den Gelencken.

Wann die Cocosnuß so trocken worden ist, wie sie dieselben zu uns übersenden, so ist die erste Schale dran auswendig glatt und gleich, aschgrau und lichte: innewendig aber ist sie mit einer grossen Menge röthlichtes Bastes versehen, den die Malabaren Cairo nennen. Daraus machen sie Cabel und Taue für ihre Schiffe, welche in dem Seewasser nimmermehr verfaulen: sie calfatern und stopfen auch die Schiffe damit: dann er viel bequemer dazu ist, als wie das Werck, dieweil er gar nicht faulet, sondern noch darzu auflaufft und dichter wird, wenn er sich voll Wasser zeucht. Er dienet auch sonsten noch zu allerley.

Unter diesem Baste und Hülle befindet sich die Nuß, die insgemein so dicke ist wie eine Quittenbirne, (poire de Coin) oder als wie eine kleine Melone, ovalrund und grau. Ihre Schale ist dicke, hart und holtzig, voller Runtzeln. Sie wird poliret, und Schalen und Näpflein samt andern dergleichen Geräthe mehr, zu des gemeinen Volckes Nutz daraus bereitet: auch werden Kohlen für die Goldschmiede, daraus gebrannt.

Unter dieser Schale lieget nun das schwammige weisse Wesen, das als wie Mandeln schmeckt, von[338] dem ich erst geredet: auch findet man daselbst das klare Wasser, welches als wie Molcken schmecket.

Ausser dieser giebt es noch eine Indianische Nuß, oder eine andere Cocosnuß, die genennet wird

Coccos de Maldiva, Garciæ.

Nux Indica ad venena celebrata, sive Coccus de Maladiva, J.B.

teutsch, die Maldivische Nuß, Maldivische Cocosnuß, Indianische Giftnuß.

Wann von dieser Nuß der Bast abgesondert worden, so ist die Nuß gemeiniglich so groß als eine Birne, ovalrund, und an beyden Enden zugespitzet, harte, schwartz und gliessend, glatt und poliret, und hat nach der Länge hin drey erhabene Ribben. Der trockene Kern wird sehr hart und weiß, in etwas bleich, hat viele Risse oben auf, ist gar löcherig und ohne Geschmack. An dem Strande findet man solche Cocosnüsse die Menge, groß und klein, hin und hergestreut: dann der gemeine Ruf ergehet, als ob die Maldivischen Inseln ein Stücke vestes Land gewesen wären, so aber von der See überschwemmet worden: und daher seyn diese Inseln entstanden. Dabey wären die Palmenbäume, welche diese Cocosnüsse trügen, von der Fluth überströmet, und ihre Früchte steinhart worden. Es lässet sich gar schwerlich beurtheilen, ob sie von eben dieser Sorte sind, als wie die andern, dieweil man weder den Baum, der sie trägt, noch dessen Blätter kan zu Gesichte bekommen. So ist es auch keiner Privatperson erlaubet, dieselben aufzulesen, weil alles, was die See auswirfft, dem Könige gehöret: und daher sind sie auch rar. Doch habe ich eine in meinem Materialienkasten.

Der getrocknete Cocoskern wird von den Einwohnern für ein gar sonderliches Mittel wider den Gift gehalten, desgleichen wider die Colic, wider die Lähmung der Glieder, wider das böse Wesen, und wider die Nerven Gebresten. Er macht gelinde Brechen, zu zehen Gran schwer eingenommen. Sie geben auch das Wasser zu trincken, welches sie in diesen Nüssen aufbehalten, und dazu sie etwas von dem Kern gethan.

Von diesen letztern Cocosnüssen werden Tabacksbüchslein, Schalen und viel ander dergleichen klein Geräthe mehr gemacht. Dieweil sie aber so gar seltsam sind, deshalben werden insgemein diejenigen darzu gebraucht, die aus den Antilleninseln kommen, und zu ietzigen Zeiten gantz gemeine sind. Es werden ihrer von unterschiedlicher Grösse überbracht.

In Peru wächst noch eine andere Sorte Cocosnüsse, die ungemeine rar und seltsam sind, und die der Jesuite, P. Acosta, in seiner Indianischen Historie beschrieben hat. Diese Frucht hat eine gantz besondere Gestalt, und ist formiret als wie eine Glocke, der obere Theil siehet aus als wie ein Biltz, die Schale ist des Fingers dick, und eben also hart, gleichwie an andern Cocosnüssen. Sie wird oben aufgemacht, und in ihrer pulpa, Marck oder Kern ein Hauffen Mandeln gefunden, die sind wol dreymahl grösser, als wie unsere gemeinen Mandeln, und von sehr gutem Geschmack. Sie werden Amandes à Andos, Andosmandeln, genennet, dieweil der Baum, welcher diese Cocosnüsse träget, sich insonderheit auf dem Gebürge Andos in Peru befindet. Diese[339] Mandeln stecken in einer Schale, die sogar harte ist, daß man sie mit dem Hammer muß aufschlagen.

Ubrigens ist kein Baum auf der gantzen Welt zu finden, der grössern Nutzen geben könte, als wie der Cocostragende Palmbaum. Dann sein Holtz dient zum Bau der Häuser und der Schiffe, auch werden Breter und Bolen davon gemacht. Mit den Blättern decken sie die Häuser, die Schiffe, und noch viel andere Dinge mehr; gebrauchen sie anstatt des Papiers, darauf zu schreiben, und machen auch Segel davon. Aus den Aesten und Zweigen ziehen sie einen Wein, und machen aus demselben Brantewein, Sapa oder gesottenen Wein, Zucker und Eßig. Von der Frucht nehmen sie den Bast, oder das Werck, und machen allerhand Seile, Strick und Taue auf die Schiffe draus, auch Tuch, die Schiffe damit zu calfatern, und zu vielen andern Dingen mehr gar dienlich. Die Hülse oder Schale von der Nuß dienet zu Verfertigung allerhand Geschirre, zu Löffeln, und dergleichen Geräthe noch viel mehr. Aus den Sägespänen machen sie Dinte. Der Kern, der als wie Mandeln reucht, dienet zum Oel, das ist gut zum Essen und zum Brennen, wie auch den Leib gelinde zu erhalten. Eben dieser Kern und das darinn befindliche Wasser, erhält eine unzehliche Menge Leute in America, in Africa und in Arabien, dann sie ziehen die Kinder damit auf, als wie mit Milch, und die Grossen löschen ihren Durst damit. Allein, es solte viel zu weitläufftig werden, wann ich allhier solte alles dasjenige erzehlen, was davon könte gemeldet werden.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 337-340.
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