Crocodilus

[365] Crocodilus.

Crocodilus, frantzösisch, Crocodile, teutsch, ein Crocodil, ist unter den Eydechsen die allergröste. Es lebet beydes im Wasser und auf dem Lande, ist mit einer sehr harten, schupichten, gelb und weissen Haut überzogen. Sein Kopf ist breit, und hat einen Rüssel, wie ein Schwein, den es bis an die Ohren kan aufreissen, da es dann beyde Kiefel zeiget, mit Hundszähnen besetzet, welche lang und rund, oder cylinderformig und spitzig, rund umher streiffig, weiß, starck und vortrefflich scharff sind. Die Wurtzeln an denenselben sind hol, und zweymahl so lang, als die Zähne selbsten. Die Augen sehen als wie Schweinsaugen. Die Beine sind mit gantz spitzigen Klauen gewaffnet: und der Schwantz ist lang. Die Crocodilen werden in Asien, in Africa und in America gefunden. Die wir in Franckreich zu sehen kriegen, kommen aus dem Flus Nilus in Egypten, woselbst es die Menge giebet: die grösten aber finden sich in America, um Panama herum; wie man dann ihrer gesehen, die auf hundert Schuhe lang gewesen. Sie werden Caymanes, Kayman, genennet, halten sich in den Flüssen auf, und an den Ufern: fressen alle Fische, und sind sehr begierig nach Menschenfleisch. Die in dem Nilus verschlingen die Kinder, und die in America grosse Leute, welche sie erwischen können. Sie legen ihre Eyer an die Ufer als wie die Schildkröten. Sie können anders nicht, als mit eisernen Hacken und Angeln gefangen werden, dann ihre Haut ist dermassen dicke, daß kein Musquetenschuß durchtringen kan.

Das Volck in America isset die Crocodilen, u. auch[365] dererselben Eyer, welche so groß sind, als wie die Gänseeyer, und haben keinen angenehmen Geschmack. Auf der Insel Boutan machen sie dergleichen Thiere zahm und mästen sie, hernach tödten sie dieselbigen und machen ein herrlich Gerichte draus. Wann man sie aufhauet, so geben ihre Eingeweyde einen gar lieblichen Geruch.

Das Crocodilenschmaltz eröffnet und stärcket die Nerven.

Crocodilus, kommt von Crocus, Saffran, und δειλιαῶν, reformidans, förchterlich, als ob man sagen wolTe, es fürchtet den Saffran, dann das Crocodil scheuet den Saffran überaus, wann es denselbigen nur erblicket, und dessen Geruch noch viel mehr.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 365-366.
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