Cuambu

[370] Cuambu.

Cuambu sive Caryophyllata, G. Pison. Marcgravii.

Ist ein americanisches Gewächse, und eine Art der Benedicten Wurtzel: treibet einen Stengel zu drey und vier Fuß hoch, der ist gerade und gleich, geschlanck, viereckigt und voll tieffer Streiffen, grün, purpurfarbig, und theilet sich in gar viel Zweige. Die Blätter sind länglicht und vorne zugespitzt, gegen die Mitten zu breiter, und sehen als wie das Eisen an einer Pique: sie sind dabey in etwas rauch, am Rande ausgezackt, stehen fünff an einem Stiele, sehen dunckelgrün, und sind die einen grösser, die andern kleiner. Die Blumen wachsen oben an den Spitzen der Zweige, und eine iede ist ein Büschlein[370] kleiner gelben Blümlein. Wann dieselbigen vergangen, so entstehen an ihrer Stelle kleine runde Knöpflein, mit zweyen Häklein versehen, wie an den Kletten, die hangen sich denenjenigen an die Kleider, die ihnen zu nahe kommen. In diesen kleinen Knöpfen sind die länglichte Samen beschlossen. Die Wurtzeln sind dünne und ästig, gantz zarte oder als wie Fäden, haben einen Geruch wie Näglein, wann sie zerquetschet werden, gleichwie die Benedicten-Wurtzel. Dieses Kraut wächst an den Ufern, führet viel Sal essentiale und Oel.

Es reiniget, zertheilet und eröffnet, ist gut zum Kopf und zu den Wunden, dienet auch das geronnene Geblüte zu zertheilen, wann es abgesotten oder als ein Pulver gebrauchet wird.

Der Frater Yon, der Jesuiten Apothecker, hat mir im Jahr 1702. dieses Kraut aus dem Fort S. Pierre auf Martinigo zugesendet, mich auch dabey berichtet, daß es im Lande Thé genennet würde, und daß sie es auf eben solche Weise, als wie wir in Europa den rechten Thee gebraucheten, welches auch gar kein Wunder ist, weil man zu ietzger Zeit in Franckreich allerley Kräuter nimmt, an statt des Thee, z.E. das Frauenhaar aus Canada, den Ehrenpreiß, die kleine Salbey, die Blumen vom wilden Klatschmohn.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 370-371.
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