Dipsacus

[406] Dipsacus.

Dipsacus.

frantzösisch, Chardon à Bonnetier. Chardon à carder. Chardon de foulon. Verge à berger.

teutsch, Kartendistel, Weberkarten, Bubenstreel.

Ist ein Gewächse, davon es zwey Hauptsorten giebet, eine die mit Fleiß gebauet wird, und eine wilde.

Die erste heist

Dipsacus sativus, J.B.C.B. Pit. Tournef.

Carduus fullonum, Lob.

Labrum Veneris, Matth.

Caledragon Xenocratis, Anguil.

Diese treibet einen Stengel zu vier bis fünff Schuh hoch, der ist des Daumens dick, gerade, veste und ästig, streiffig und mit einigen kleinen Stacheln versehen. Ihre Blätter sind lang und breit, stehen zwey und zwey gegen einander über an dem Stengel und Seitenzweigen, sind unten an den Seiten mit kleinen Stacheln besetzet, umfassen den Stengel und machen zwischen ihnen und demselben in den Winckeln eine Höle, in Form eines kleinen Beckens, darinne sich der Regen und der Thau zu sammlen pflegt, der, wie es scheinet, zur Anfeuchtung des Gewächses dienen muß. Auf den Gipfeln der Zweige wachsen länglichte, dicke und stachlichte Köpfe, die einiger massen einem Bienenraas nicht ungleich sehen, und aus sehr vielen gebogenen Blätterlein bestehen, welche insgemeine als wie eine kleine Rinne formiret sind, und als wie Schupen daran stehen, auch zwischen ihnen Räumlein, wie Fächlein, lassen. Ein jedes unter diesen Fächlein enthält ein Blümlein, welches oben ausgeschweiffet und in einige Spitzen zertheilet ist, von weisser Farbe, die sich etwas auf purpur neiget. Wann die Blüten vergangen, so folgen länglichte, viereckigte Samen. Die Wurtzel ist dicht und weiß. Dieses Gewächse wird auf den Feldern gebauet. Die Köpfe werden von den Hutmachern und Webern starck gebraucht.

Die andere heist

Dipsacus sylvestris, Dod. Ger. Pluv.

Dipsacus sylvestris, aut Virga pastoris major, C.B. Pit. Tournef.

Dipsacus sylvestris aut Labrum Veneris, J. B.

Carduus fullonum, Brunf.

Labrum Veneris flore purpureo, Cæs.

Diese wird dadurch von der vorigen unterschieden, daß weder Stengel noch Köpfe also starck sind:[406] daß die untersten Blätter viel weicher und zärter, und daß die Blüte bleich purperfarbig ist. Sie wächst an wasserreichen Orten, an den Gräben und auch in sandigem Lande. Eine wie die andere führet viel Saltz und Oel.

Ihre Köpfe und Wurtzeln treiben den Schweiß und eröffnen.

Bisweilen wird im Herbst in den Köpfen dieser Disteln, nachdem sie verdorret sind, ein kleiner Wurm gefunden, den halten einige gut fürs viertägige Fieber, wann er beym Anfalle desselben an den Hals gehänget wird.

Dipsanus kommt von δίψα, sitis, Durst, weil dieses Gewächse beständig in den Winckeln zwischen den Blättern und dem Stengel Wasser aufbehält, gleichsam für den künftigen Durst: und eben deshalben wird es auch Labrum Veneris genannt, Venus Gelte oder Wanne, Venusbad.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 406-407.
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