Emeu

[424] Emeu.

Emeu sive Eme, Clus.

Emeu, vulgo Casoaris, G. Pison.

Ist ein grosser Vogel aus den Moluccischen Inseln in America, dessen Hals und Kopf hoch erhaben sind, so daß er von den Füssen an bis an den Kopf hinauf bey nahe fünff Fuß hoch ist. Sein Leib, von der Brust bis an den Bürtzel zu rechnen, ist drey Fuß lang. Der Kopf ist, gegen die übrigen Theile seines Leibes gerechnet, sehr klein, nackigt, und blaulicht von Farbe. Seine Augen sind groß und recht brennend, grimmig und trotzig. Er hat zwey Löcher oben auf dem Schnabel, nicht weit von dessen Spitze, die dienen ihm an statt der Nasenlöcher. Der Kopf ist mit einer Krone gezieret, die ist von Horn, von Farbe dunckelgelb, und erstrecket sich vom Wirbel an bis mitten auf den Schnabel herunter, und fället alle Jahre zugleich mit den Federn ab, wann er sich mauset, sie wächset aber auch aufs neue und zugleich mit denenselben. Oben ist sein Hals mit zweyen Häuten überzogen, welche einiger massen wie die am indianischen Hane sehen und roth sind. Seine Schenckel sind hoch und dicke, mit einer schupichten Haut bedecket. Die Füsse sind dick: an jedem hat er fünff dicke, hart und schupigte Zehen, die mit langen und harten Klauen gewaffnet sind, aber keine Fersen haben. An Gestalt kommt er dem Strausse gar sehr gleich: und man möchte immer sagen, er sey ein Geschlecht desselben. Er hat schwartz und rothe Federn, die dergestalt geordnet sind, daß sie von ferne nicht anders scheinen, als ob es eitel Haare wären; zudem sind seine Flügel so gar kurtz, daß sie bey nahe von den Federn gantz verdecket werden: darum dienen sie ihm auch nichts zum Fluge, sondern nur, damit er desto schneller lauffen möge. Er hat keinen Schwantz, doch sind die Federn, die den Bürtzel decken, viel länger und weit härter, als die andern. Seine Stärcke bestehet mehr in seinen Füssen, als in seinem Schnabel. Seine Eyer sind nicht allein darinne von den Strausseneyern unterschieden, daß sie viel kleiner sind, sondern auch, daß ihre Schale grünlich sieht und um und um voll kleiner, gar schön grüner Hübel ist: das gelbe davon essen die Einwohner des Landes. Dieser Vogel frisset alles, was ihm nur vorkommt, ohn Unterscheid, und giebet, was ihm zu harte ist, und er nicht wol verdauen kan, von hinten wiederum von sich.

Sein Fett erweichet und ist den Nerven gut: es zertheilet und machet zeitig.

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Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 424.
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