Glossopetra

[495] Glossopetra.

Glossopetra.

frantzösisch, Langue de Serpent.

teutsch, Schlangenzunge, Otterzunge.

Ist ein petrificirter und zu Stein gewordener Zahn, der in der Insel Maltha und an vielen andern Orten, wo es steinig ist, gefunden wird, hänget am Gestein oder an der Erde. Die Alten hielten ihn für eine Schlangenzunge; da doch vermuthlich er nichts anders ist, als wie der Zahn vom Häy, Carcharias oder Requiem, oder auch von einem andern grossen Fische, der nach dem Tode dieses Thiers ist in der Erde stecken blieben, zum Stein geworden und sich so erhalten hat, gleichwie wir ihn zu sehen bekommen. Er findet sich auch deshalben oft um Angers herum, in der Erde, und unter andern Schneckenschalen, desgleichen in vielen andern Landen mehr, die doch gar weit vom Meer entfernet liegen. Es giebet seiner in gar vielerley Gestalt und Grösse. Aus Maltha kommen ihrer dann und wann zu uns, die sind gar gern so groß, als eines Kindes Hand. Sie sind dreyeckigt, rund umher ausgezackt, hart und schwer, spiegelglatt und gläntzend, weiß oder grau auswendig, und als ob sie mit natürlichem Verniß bestrichen wären, anbey gantz schwammig, ungeachtet sie sehr hart, und fahl von Farbe oder braunroth. Die kleinen, die an unterschiedlichen Orten gefunden werden, sind wie ein Hundszahn groß, sehr spitzig, hart und eben auch so glatt, als wie die grossen, jedoch nicht ausgezackt, von Farbe insgemeine roth, doch auch bisweilen bunt, und roth und weiß. Alle diese versteinten Zähne haben grosse starcke, steinigte und überaus harte Wurtzeln, die nicht so glatt, gleichwie der Zahn, auswendig grau, inwendig weiß.

Dieser versteinte Zahn soll auch gut seyn wider den Schlangenbiß, wider den Gift, und die bösen giftigen Fieber, wann er gepülvert eingenommen wird. Die dosis ist von zwölff Gran bis auf vier und zwantzig. Ich habe zwar kein Vertrauen zu diesen seinen angegebenen Kräften, doch halte ich ihn für ein gut absorbens, das die Säure in dem Leibe dämpfen mag, desgleichen brechen und den Durchlauff stillen könne.

Glossopetra kommt von γλῶσσα, lingua, eine Zunge, und πέτρα, lapis, ein Stein, als ob es heissen solte, eine Zunge von Stein, eine Steinzunge: dieweil die Alten geglaubet haben, es sey eine Zunge von der Schlangen, die zu Stein geworden.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 495.
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