Heliotropium

[522] Heliotropium.

Heliotropium, frantzösisch, Heliotrope, oder Herbe aux Verrues, Tournesol, teutsch Scorpionkraut, Scorpionschwantz, Sonenwend, Wartzenkraut, kleine und grosse Krebsblumen, Sonnenwirbel, ist ein Kraut, dessen es zweyerley Hauptsorten giebet, eine grosse und eine kleine.

Die erste wird genannt

Heliotroprium majus, Lob. Ger. Park. Raji Hist.

Heliotroprium majus flore albo, J.B.

Heliotroprium majus Dioscoridi, C.B. Pit. Tournef.

Herba cancri major, Lob.

Die treibet einen Stengel etwan eines Schuhes hoch, der ist wollig und weißlicht, mit Marck erfüllet und ästig. Seine Blätter sind des Basilici seinen gleich, länglicht und vorne rund, voller Adern, weißlicht und rauch. Die Blüten wachsen auf den Spitzen des Stengels und der Zweiglein, als lange weisse Aehren, die wollicht sind, und nach der lincken Hand gedrehet, bilden einen Scorpionsschwantz ab. Jedwede Blüte ist ein kleines Becken, gefaltet wie ein Stern in der Mitten, und gemeiniglich fünffmahl zertheilet, zwischen denen mehrentheils fünff andre kleinere Blätterlein befindlich, die eines um das andre stehen. Wann die Blüte vergangen, so folgen vier Samen, die an einander gefüget und länglicht sind, auf dem obern Theile rund, wie ein Gewölb, erhoben, und an den Seitentheilen, wo sie an einander rühren, platt, aschgrau von Farbe. Die Wurtzel ist gantz schlecht und holtzig.

Die andre heist

[522] Heliotropium minus supinum, C.B. Pit. Tournef.

Heliotropium minus quorundam, sive supinum, J.B.

Heliotropium supinum, Clusii & Lobelii Ger. Dod. Raji Hist.

Heliotropium humi sparsum, Lugd.

Die treibet einen Hauffen Stengel, die fast der Hand lang und schwach, liegen auf dem Boden herum, sind ästig und ein wenig wollig. Ihre Blätter sind der ersten ihren gleich, jedoch viel kleiner: die Blüten sind gleichfalls gekrümmt als wie ein Scorpionsschwantz und stehen auf den Spitzen ihrer Stengel, sehen weiß. Die darauf folgenden Samen sind nicht, als wie die an der ersten, vier und viere an einander gefüget, sondern es wächst gemeiniglich ein ieder alleine, bisweilen doch auch zweye bey einander: sie sind viel dicker, braunroth, und in eine häutige Hülse gewickelt. Die Wurtzel ist klein, sieht schwärtzlicht aussenher.

Beyde Arten wachsen auf dem Felde, und an den Wegen, an steinigen Orten und an den Gebäuden: sie führen viel Oel und Sal essentiale.

Sie dienen zum zertheilen und zur Vertreibung der Wartzen, wann sie im April gesammlet werden, in welchem Monat sie in ihrer besten Kraft stehen; sie widerstehen dem kalten Brande, reinigen die garstigen und faulen Schäden, sind gut zu den Kröpfen, zum Zipferlein, zu Stillung des Kopfwehes, wann sie aufgeleget werden. Sie werden auch innerlich gebraucht, den Harn und der Weiber monatliche Reinigung zu treiben.

Heliotropium kommt von ἥλιος, Sol, die Sonne, und τρέπω, verto, ich kehre, oder wende mich: dann das Wartzenkraut blühet im Sommer, wann Tag und Nacht gleich sind.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 522-523.
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