Herba Moluccana

[528] Herba Moluccana.

Herba Moluccana, Acostæ, ist ein Kraut, das in Neuspanien zu wachsen pflegt, und insgemeine drey bis vier Fuß hoch wird: iedoch erlanget es auch zuweilen eine Höhe von sieben Schuhen, und noch drüber, und siehet gar schön grün. Sein Stengel ist dünn und zart, in etwas hol und schwach, daher es steiffens nöthig hat, sonst streckt und breitet es sich auf dem Boden aus, und treibet einen Hauffen Zweige, welche sich bewurtzeln und dergestalt fortkriechen, daß ein einiger Stock oder Zweig, wann er verpflantzet wird, in gar geringer Zeit einen grossen Raum einnimmet. Seine Blätter sehen wie die am Hollunder, sind sehr weich und zart, rund umher ausgezackt. Die Blume kommt der Chamomillen ihrer nicht ein wenig gleich; doch ist sie um ein gutes grösser, und gelb von Farbe. Dieses Gewächse bleibt das gantze Jahr durch grün: es wächset an unfruchtbaren, feuchten Orten, in den Moluccischen Inseln, daher es auch den Namen hat bekommen. Die Indianer nennen es Brungara aradna, das heist, ein Kraut, das gelbe Blumen hat. Die andere Rinde und die Blätter werden zu der Artzney gebraucht.

Sie dienen zu den Wunden, heilen die übelsten Schäden, sowol alte, als neue, sie reinigen dieselbigen und heilen sie vollkommen zu. Sie werden nur so an und für sich selbsten aufgelegt, iedoch zuvor beym Feuer weich gemachet, oder auch zerstampfet; oder, sie machen eine Salbe daraus mit Wachs und Oele: sie stillen den Schmertz, und verstellen das Blut.

Dieses Kraut wird bey den Indianern insgemeine hin armer Leute Artzney, und der Wundärtzte Verderb genennet, wegen seiner so gar sonderlichen Kraft und Tugend zu den Schäden.

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Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 528.
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