Hippocastanum

[534] Hippocastanum.

Hippocastanum vulgare, Pit. Tournefort.

Castanea equina folio multifido, J.B.

Castanea folio multifido, C.B.

Castanea equina, Ger. Park. Raji Hist.

frantzösisch, Maronier d'Inde.

teutsch, Roßkastanienbaum.

Ist ein schöner, grosser und ästiger Baum, der seine Aeste gar sehr weit ausbreitet. Seine Blätter sehen als wie eine aufgethane Hand, stehen fünff und fünff, auch sieben und sieben an einem Stiele, sind lang und ziemlich breit, am Rande ausgezackt, grün, und etwas bitter von Geschmack. Zwischen den Blättern entspriessen ein Hauffen kleine Zweiglein, von denen trägt ein ieder gar viel Blüten, deren iede auf ihrem eignen Stielgen sitzt. Diese Blüte bestehet aus vier und fünff Blättern, nebst vielen gelben Fäslein, die zusammen in einem Kelche stehen, der wie ein Schälgen geformiret ist und an dem Rande ausgezackt. Wann die Blüte abgefallen, so wächset eine Frucht, die ist bey nahe rund, stachlicht und dickschälig, thut sich an zwey oder an drey Enden auf, und beschliesset eine oder mehr, noch ziemlich dicke Kastanien, die aber nicht zu essen taugen, dann sie sind bitter und scharff. Dieser Baum ist aus Ostindien zu uns gebracht worden: anietzo aber wird er auch in gantz Europa gebauet, nicht so wol wegen seiner Frucht, sondern wegen seiner Schönheit, und des Schattens halber, den er giebet.

Die Roßkastanie führet viel Oel und Sal essentiale.

[534] Sie hält an: sie machet niesen, und ziehet den Schleim und Rotz in Menge ab, wann sie gepülvert, als wie Schnupftabac gebrauchet wird. Man bedienet sich ihrer wider das Hauptweh, hemicrania genannt, wann einem der Kopf nur an der einen Helffte oder Seite wehe thut. Die Schmiede geben sie den Pferden ein, wann sie dämpfig sind.

Hippocastanum kommt von ἵππος, equus, ein Roß, und castanea, eine Kastanie, als wann es heissen solte, Roßkastanie. Dieser Name ist diesem Indianischen Kastanienbaume darum gegeben worden, weil seine Frucht den Pferden hilffet, wann sie dämpfig und engbrüstig sind.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 534-535.
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