Lychnis

Lychnis.
Lychnis.

[667] Lychnis.

Lychnis ist ein Kraut, dessen es gar sehr viel Sorten giebet: ich aber werde nur zwey der vornehmsten beschreiben, die zu der Artzney gebräuchlich sind; eine zahme und eine wilde.

[667] Die erste wird genannt

Lychnis vulgaris, Park. Raji Hist.

Lychnis coronaria vulgo, J.B.

Lychnis alba & rubra, Ger.

Lychnis coronaria Diosc. sativa, C.B. Pit. Tournef.

Rosa Mariana sativa, Trag.

Flamma vel Flammula Jovis, Ges. Hort.

frantzösisch, Passefleur. Passeroses. Oeitlet des Dieux.

teutsch, Sammtnelcken, Marienröslein.

Die treibet einen Hauffen Stengel von anderthalben bis auf zwey Schuhe hoch, die sind gerade, rund und ästig, mit weisser Wolle überzogen. Ihre Blätter sind drey bis vier Finger breit, ein wenig grösser dann die Salbeyblätter, spitzig und rauch, weiß und weich. Die Blumen wachsen oben auf den Spitzen, sind schön und angenehme anzusehen, bestehen iede aus fünff Blättern, auf Nelcken Art, welche an der Helffte mit zwey oder drey Spitzen versehen sind, daraus, wann man die andern an den übrigen Blättern mit darzu nimmt, wie eine kleine Krone mitten in der Blume entstehet. Ihre Farbe ist mancherley, bisweilen feuerroth, bisweilen heller roth, bisweilen weiß mit rothen oder leibfarbenen Streiffen oder Tüpfeln, unterweilen auch gantz weiß. Diese Blume stehet in einem länglichten und rauchen Kelche. Wann sie vergangen ist, so folget ihr eine Frucht, die wie ein conus oder Kegel formiret, die thut sich an der Spitze auf und überkommt zuweilen eine Gestalt als wie ein Topf. Sie beschliesset die schier gantz runden Samen. Ihre Wurtzel ist schlecht, mit einem Hauffen Zasern besetzet. Dieses Gewächse wird in den Gärten gezogen.

Die andre heist

Lychnis sylvestris alba simplex, C.B. Pit. Tournef.

Lychnis sylvestris flore albo, Ger. Raji Hist. Park.

Ocymoides album multis, J.B.

Lychnis sylvestris alba, Dod. Gal.

Die treibet einen Stengel auf zwei Fuß hoch, die sind rund rauch, hol, knotigt und ästig, untenher röthlicht. Ihre Blätter sind drey Finger lang und anderthalben Finger breit, stehen zwey und zwey einander gegen über, sind voller Adern, spitzig und rauch. Die Blüten wachsen auf den Spitzen und brechen zwischen den Blättern heraus, sitzen auf kurtzen Stielen, und sehen der ersten Gattung ihren gleich, und weiß, stehen in einem länglichten und, rauchen, purperroth gestreifften Kelche. Wann die Blumen vergangen, so folgen darauf die Früchte, wie ein Kegel gestalt, wie an der andern Art, die enthalten die schier gantz runden Samen, von Farbe aschenfarbig. Die Wurtzel ist drey bis vier Fuß lang, zuweilen als eine Faust dicke, und gespalten,[668] sencket sich sehr tieff ins Land, sieht weiß, schmecket scharff und bitter. Dieses Gewächse wächst im Felde an den Hecken.

Alle beyde führen viel Sal essentiale und Oel.

Den Saft in die Nase gezogen, macht niesen.

Die Samen sollen gut seyn wider den Scorpionenstich, wann sie mit Wein, zwey Scrupel oder eines Quintleins schwer genommen werden. Der wilden Lychnis Samen zwey Quintlein schwer eingenommen, führet den gallhaftigen Schleim durch den Stuhlgang aus.

Lychnis kommt von λύχνος, luminare, Lampe, dieweil will vorgegeben werden, ob streue dieses Krautes Blume wie Flammen oder Strahlen von sich, daher es auch noch Flammula betitelt worden.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 667-669.
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