Lynx

[674] Lynx.

Lynx.

Lupus cervarius.

frantzösisch, Loup Cervier.

teutsch, Luchs, Hirschwolff.

Ist ein vierfüßig Thier, in Grösse eines starcken Hundes, das etwas von dem Löwen und der Katze an sich hat; ist wild und grausam, ungefehr drey Schuhe lang. Es ist munter und behertzt. Sein Kopf und seine Ohren sind klein, fast wie dreyeckigt, schwartz, und oben mit einem Busche Haare von gleicher Farbe versehen. Seine Augen funckeln und gläntzen, schiessen gleichsam Feuerfuncken von sich: es hat ein viel subtiler und schärfferes Gesichte, als kein ander Thier nicht hat. Seine Kieffel sind mit starcken, scharffen Zähnen besetzet; seine Zunge ist rauh und voller Spitzen, als wie der Katze und des Löwen. Es hat auf beyden Seiten seines Rachens weisse Bärte oder Borsten, als wie die Katze. Uber und über ist sein Leib mit Haar bedeckt, das schier so weich wie Wolle ist, weißlicht und voll schwartzer Flecken. Sein Schwantz ist kurtz. Die Füsse sind sehr rauch: an den vordern hat er fünff, und an den hintern nur vier Zehen; alle aber sind mit krummen Klauen gewaffnet, als wie der Adler und der Geyer: dieselbigen sind gleissend und sehr scharff. Dieses Thier wohnt in den Höltzern und an andern wüsten Orten, in Moscau, in Litthauen, in Schweden, in America. Mit den Hirschen verträgt es sich: allein, es fällt die andern Thiere, wie ein Wolff, an, und frißt dieselben geitzig auf: bevoraus liebt es ihr Gehirne. Es verfolget seinen Raub gar ungemeine schnell, als wie die wilden Katzen, die von ihm herum gejaget werden. Es führet viel flüchtig Saltz und Oel.

Sein Fett dienet zu Stärckung der Gelencke und der Nerven, und zum zertheilen.

Die Klauen sollen gut seyn wider die Verkürtzung der Nerven, wann man sie an den Hals gehangen trägt: die von der grossen Zehe an dem rechten Fusse wird denen andern vorgezogen: ist aber auf dergleichen Mittel nicht gar viel zu bauen.

Lynx kommt von λύχος, lupus, Wolff, weil dieses Thier so gierig frist, als wie der Wolff, wiewol es ihm nicht eben ähnlich ist.

Lupus cervarius wird es genannt, dieweil es eben so gefreßig und so grausam ist, als wie der Wolff, und mit den Hirschen gute Freundschafft hält.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 674.
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