Morus

[741] Morus.

Morus, frantzösisch, Meurier, teutsch, Maulbeerbaum, ist ein grosser ästiger Baum, dessen es zwey Arten giebet.

Die erste wird genannt

Morus, Brunf. Trag. Ger.

Morus nigra, Cord. in Dioscor. J.B. Raji Hist.

Morus nigra vulgaris, Park.

Morus fructu nigro, C.B. Pit. Tournef.

Morus rubra, Ang.

teutsch, schwartzer Maulbeerbaum.

Dessen Stamm ist ziemlich dick, gewunden und ästig, mit einer groben, rauhen Schale überzogen. Sein Holtz ist hart und starck, gegen den Kern hinein gelbe. Die Blätter sind einer Hand breit, länglicht oder fast gantz rund, spitzig, am Rande ausgezackt, ein wenig hart und rauhe anzufühlen, von süßlichten und schleimigen Geschmack: sie dienen den Seidenwürmern zur Nahrung. Seine Kätzlein sind grün und wollicht, bringen einen Hauffen vierblätterige Blümlein, aus deren Miteen einige Fäslein sich erheben. Diese Kätzlein verlassen keine Frucht, sondern die Früchte wachsen absonderlich, und sind die Maulbeeren, die männiglich bekannt: zu Anfang sind sie grün und herbe, hernach werden sie roth, sauer und anziehend, und endlich, wann sie reiff geworden, bekommen sie eine schwartze Farbe, und sind voll schleimiges und süsses Safts, welcher als wie Blut zu färben pflegt. Man findet auch in den Maulbeeren Samenkörner, die schier gantz rund sind. Dieser Baum hat viel grosse, starcke Wurtzeln, welche sich sehr weit ausbreiten: er wächset in den Gärten.

Die andre Sorte heist

Morus alba, Ger. Park. J.B. Raji Hist.

Morus fructu albo, C.B. Pit. Tournef.

Morus candida, Cord. in Dioscor.

Wie man dafür halten will, so soll der weisse Maulbeerbaum daher entsprossen seyn, daß Reisser vom gemeinen Maulbeerbaum auf eine weisse Pappel sind geimpfet worden. Seine Blätter sind länglicht, nicht so breit, viel spitziger und besser für die Seidenwürmer, als des ersten seine. Seine Kätzlein sind des andern Maulbeerbaumes gleich: die Früchte sind weisse Maulbeeren, welche viel kleiner als die schwartzen, honigsüsse von Geschmack, eckel und nicht gar angenehm. Seine Wurtzeln sind viel grösser und breiten sich aus, als wie des schwartzen Maulbeerbaumes: es wird auch dieser Baum viel höher, als der andre. So lange als der weisse Maulbeerbaum jung und noch kleine ist, so lange sind seine Blätter zerkerbet: wann er aber seine völlige Grösse erlanget hat, so sind sie gantz. Er wird in den Gärten gezogen.

[741] Die schwartzen Maulbeeren werden zur Speise und zur Artzney gebraucht: sie führen viel Oel, phlegma und Sal essentiale.

Bevor sie noch reiff worden sind, reinigen sie und halten an, sind gut zu Gurgelwasser für die bösen Hälse. Wann sie aber zeitig worden, befeuchten sie, erweichen, machen eine gelinde Brust und befördern den Auswurff. Der Dänische Medicus, Bartholinus, meldet in einer Dissertation, von der Dänen Hausmittel, de Medicina Danorum domestica tituliret, daß in Norwegen Maulbeeren wüchsen, welche ein allgemeines Mittel und Artzney wären wider den Scorbut. Er spricht, man nimmet sich die Mühe nicht den Patienten die Maulbeeren zu bringen, sondern man führet sie in die Büsche, woselbst sie wachsen, da mögen sie sich deren recht satt essen; man läst sie auch so lange allda, bis daß sie gantz genesen.

Die Rinde vom Maulbeerbaum reiniget und öffnet, ist gut wider die Würme, wann sie zerstossen, eines Quintleins schwer gebrauchet wird.

Morus kommt von μαυρὸς, niger, schwartz, dieweil die Frucht des schwartzen Maulbeerbaums schwartz ist.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 741-742.
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