Narwal

[774] Narwal.

Narvval,

Rhoar.

[774] frantzösisch, Licorne de mer.

teutsch, Narwal, Seeeinhorn.

Ist ein dicker Fisch, welcher auf seiner Nasen ein fünff bis sechs Fuß langes Horn führet, das ist schwer, sehr harte, weiß und gleissend, auf Schneckenart gedrehet, inwendig hol und sieht dem Elffenbeine nicht ungleich: dasselbe dienet ihn zum Schirm und Waffen wider die allergrössesten Wallfische. Dieser Fisch ist in der Nordsee gar gemein, insonderheit auf den Is- und Grönländischen Küsten.

Dieses Fisches Horn wird insgemeine auf frantzösisch Licorne de mer, teutsch, Seeeinhorn, genennet, und hat, wie man geglaubet, auf dem Kopfe eines vierfüßigen Thieres, Monoceros, davon ich an seinem Orte gehandelt habe, wachsen sollen. Vor diesen war es trefflich rar, und als ein theuer, köstlich Stücke in curieuser Leuten Cabineten und Kunstkammern verwahrlich aufbehalten; welches das in dem Schatze zu S. Denis in Franckreich sattsam erweiset. Die Ursach dieser Seltsamkeit war, daß der Narwal damahls gäntzlich unbekannt seit dem sie aber dieser Fische viel gefangen haben, ist es nicht mehr so rar, sondern wird bey vielen Kauffleuten, in Stücken zerschnitten gefunden. Es führet viel flüchtig Saltz und Oel.

Es stärcket das Hertz, treibet den Schweiß, ist gut wider den Gift und die schwere Noth. Auf einmahl wird ein halber Scrupel bis auf zwey gantze davon eingegeben. Es wird an dem Halse getragen zur Verwahrung vor der bösen Luft: allein, es wird gar schlechte Wirckung davon zu verhoffen seyn. Wer ein solches Horn aus Curiosität verwahrlich will aufhalten, der suche ihm eines aus, welches wacker lang, fein dick und recht schwer ist.

Narvval und Rhoar sind Isländische Namen.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 774-775.
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