Palimpissa

[831] Palimpissa.

Palimpissa.

Pix sicca.

frantzösisch, Bray sec, Fausse Colophone Arcançon.

teutsch, Glaspech, Hartzpech.

Ist eine Art von schwartzen Pech, das in den Kolben und Retorten übrig und zurücke bleibet, wann sie das Terpentinöl destilliren. Dieses Pech wird aus Provence und Gascogne zu uns gebracht; dann, etliche Meilen von Marseille, in dem Forst de Luges und in den Landes de Bourdeaux wird gar viel destilliret. Alleine, man darff nicht gedencken, als ob diese Leute rechten guten Terpentin dazu gebrauchten, der würde ihnen zuviel kosten, und sie könten den Terpentinspiritus den Specereyhändlern so wolfeñ nicht verkauffen. Sie nehmen Borrax und Calipot darzu, das ist ein flüßiges Hartz und schlechter Terpentin, dick und weißlicht, rinnt aus den Ritzen, die sie in die Fichten machen: daß also der liquor, der von den Specereyhändlern, unter dem Titel Spiritus oder essentia Tere binthinæ verkauffet wird, vom Galipot kommt. Er ist nicht so kräftig, als wie das rechte oleum æthereum vom Terpentin, kommt ihm doch nahe bey.

Es muß so helle seyn wie Wasser, von starcken und durchtringenden, unangenehmen Geruch. Es eröffnet trefflich, zertheilt und zertreibet, macht dünne und dienet zu den Nerven. Es solte billig nur äusserlich gebrauchet werden, dieweil sich mehrmahls[831] allerhand Wust unter dem Peche befindet, daraus es gemachet wird.

Das Glas- oder Hartzpech soll rein und trocken seyn, brüchig, gläntzend und schwartz. Es hat noch viel Oel und Erde bey sich.

Es reiniget, zertheilet, macht Eyter und zeitig. Es wird zu Salben, Pflastern und Geratis genommen: auch bedienen sich seiner viel Handwercksleute.

Palimpissa kommt von πάλιν, rursus, abermahls, nochmahls, und πίσσα, pix, Pech, als ob man wolte sprechen, Pech, das noch mehr als ander Pech gekochet worden: dann, das Wörtlein cocta, gekocht, ist allzeit drunter zu verstehen.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 831-832.
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