Pavo

[846] Pavo.

Pavo.

Avis medica.

Pavos.

Avis Junonis.

frantzösisch, Paon.

teutsch, Pfau.

Ist der schönste unter allen Vogeln, die in Europa bekannt sind. Das Weiblein heisset auf lateinisch, Pavo fœmina, frantzösisch, Panesse oder Panache, teutsch, Pfauhenne, und der junge Pfau Pavunculus, frantzösisch, Paonneau. Er ist so groß als wie ein Calekutischer Han: sein Kopf ist klein und länglicht, fast wie ein Schlangenkopf. Oben auf demselben ist er mit einem kleinen Busche zarter Federn ausgezieret, welche wie ein kleines haariges Bäumlein sehen. Sein Hals ist lang, die Federn, und absonderlich die in dem Schwantze groß und breit, gläntzend und trefflich prächtig, bunt und von wundersamer Schönheit, mit vielen Tüpfeln gezeichnet,[846] die als wie Augen sehen. Seine Schenckel sind lang, die Beine groß und dick: er geht gantz gravitätisch herein. Sein Schwantz ist gleich wie in zwey Theil getheilt, dessen Federn weiß er wunderwol zu breiten und macht damit ein Rad, als wolt er sich bespiegeln und bewundern. Sein Geschrey ist unannehmlich, und den Ohren gar beschwerlich: es scheint, als ob er sich seiner Füsse schämete, und wolte sie mit den Flügeln verdecken, wann man ihn ansiehet. Es giebet mancherley Arten der Pfauen, die nur durch ihre bunten Farben, oder auch nach ihrem Vaterlande unterschieden werden. Dieser Vogel soll ursprünglich aus Asien gekommen seyn: er nähret sich mit dem gemeinen Federviehe; und frist auch Schlangen, wann er sie erhaschen kan. Er lebet bis in dreyßig Jahr: fliegt selten. Sein Fleisch ist trocken, hart und schwerlich zu verdauen; hält sich iedoch sehr lange gut: wann es mürbe worden, ist es gut zu essen. Es führet viel flüchtig Saltz und Oel.

Es wird eine Brühe davon gemacht, die ist zum Seitenstechen gut, zum Nieren- und zum Blasenstein, und dient auch den Urin zu treiben.

Sein Fett ist gut zur Colica und ihren Schmertzen.

Seine Galle dienet zu Reinigung der Augengeschwüre, und das Gesichte zu stärcken.

Sein Koth ist gut wider das schwere Gebrechen, wider den Schwindel, wider das jucken und ziehen in den Gliedern, wann er zu Pulver gestossen eingenommen, und einige Tage hinter einander gebrauchet wird. Ein Scrupel bis auf ein gantz Quintlein ist für eine dose.

Seine Eyer sind gut zum Lendenweh, wie auch zu den Flüssen.

Der junge Pfau ist ein delicat Gerichte.

Avis Junonis wird er genannt, die weil er, wegen seiner Schönheit, der Göttin Juno vorzeiten gewidmet ware.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 846-847.
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