Rubia

Rubia.
Rubia.

[966] Rubia.

Rubia, frantzösisch, Garance, teutsch, Röthe, Färberröthe, ist ein Kraut, dessen es zwey Arten giebet, eine zahme und eine wilde.

Die erste wird genannt

Rubia tinctorum, Ger.

Rubia sativa, J. B.

Rubia tinctorum sativa, C.B. Pit. Tournef.

Rubia major sativa, sive hortensis, Park.

Rubia tinctorum, seu Erythrodanum, Raji Hist.

Die treibet lange Stengel, als wie Rancken, die sind viereckigt, rauch und knotig, stossen aus iedem Knoten fünff oder sechs länglichte, schmale Blätter welche, wie ein Stern, oder wie ein Rad, um den Stengel herum stehen, gleichwie die an dem Klebekraute, sind aber grösser, rauch, oder voll Borsten, rund um mit kleinen Häklein besetzet, die sich stracks an die Kleider hangen. Die Blüten wachsen auf der Zweige Spitzen, und hangen daran an kleinen Stielen, sind formiret als wie kleine Schälgen, vier bis fünff mahl zerschnitten, in Sternenform, von Farbe gelbgrünlicht. Wann die Blüte vergangen ist, so wird der Kelch zu einer Frucht, die aus zwey schwartzen Beeren bestehet, welche beysammen[966] hangen und voller Saft sind. Jedwede Beere beschliesset einen Samen, der fast gantz rund und in ein Häutlein eingewickelt ist. Der Wurtzeln ist die Menge, die kriechen herum, sind lang, in einen Hauffen Seitenwurtzeln zertheilet, die so dicke sind wie eine Schreibefeder, über und über roth, holtzig und eines anziehenden Geschmacks. Dieses Kraut wird in vielen Ländern in Europa, in fettem Boden gebauet. Die Wurtzel wird im Mäy und im Junius ausgezogen und gedörret, damit sie sich wol halten und versenden lassen möge. Die Holländer handeln starck damit. Sie dienet für die Färber; deswegen ist sie auch tinctorum Rubia genennet worden. Die aus Seeland kommt, wird für die beste gehalten.

Die andre heist

Rubia sylvestris, Park. Cæs.

Rubia sylvestris Monspessulana major, J. B.

Rubia sylvestris aspera, quæ sylvestris Dioscoridis, C. B.

Rubia erratica, Trag.

Die ist viel kleiner und viel rauher als die vorhergehende; ihre Blüten sind klein und gelb. Im Sommer und im Herbste bringt sie ihre Früchte, die auch den Winter über dauern. Sie wächset überall um Montpellier herum, in den Hecken.

Die Wurtzeln von der Röthe, insonderheit die von der zahmen, werden zur Artzney gebraucht. Sie führen viel Sal essentiale und Oel.

Sie führen durch den Urin ab und stopfen den Leib ein wenig: treiben der Weiber Reinigung, heben die Verstopfungen, werden zur gelben Sucht und zum Steine gebraucht, auch wider den Gift: sie dienen zu den Wunden.

Rubia kommt von rubro colore radicis, weil dieses Krautes Wurtzel eine rothe Farbe giebet.

Erythrodanum kommt von ἐρυϑὸς ruber, roth, und δάνον, aridum, dörre, trocken, dieweil die Wurtzel von der Röthe roth, holtzig und dörre ist.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 966-967.
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