Secundinæ Mulieris

[1032] Secundinæ Mulieris.

Secundinæ seu Secundæ mulieris,

frantzösisch, Arrierre-fais.

teutsch, Afterbürde, Aftergeburt, Nachgeburt von einer Frauensperson.

Ist ein fleischiger, häutiger und blutiger Cörper, welcher so breit und rund ist wie ein Teller, eines Zolles dick, bestehet aus dem Mutterkuchen (Placenta) und dem Schaf- und Aderhäutlein (Chorion & Amnion) darinnen das Kind eingewickelt lieget, und vermittelst der Nabelschnure, welche des kleinen Fingers dicke und eines Schuhes[1032] lang ist, vest daran hanget: durch dieselbige bekommet auch die Frucht den grösten Theil ihrer Nahrung. Sobald das Kind aus seiner Mutter Leibe heraus, wird diese Schnure an und die Afterbürde zugleich mit heraus gezogen. Sie muß gantz und vollkommen seyn; sie hat auch ihren Nutzen bey der Artzeney. Die Afterbürde von einem Knäblein wird der von einem Mägdlein vorgezogen: und soll von einer frischen Geburt seyn, von einem starcken und gesunden Weibe, gantz und schön. Sie führet viel flüchtig Saltz und Oel.

Sie wird stracks warm, sobald sie aus dem Leibe gekommen ist, zu Vertreibung der Sommersprossen aufs Gesicht geleget: auch wird in dem Marienbade ein Wasser, zu Vertreibung der Flecken im Gesichte, daraus gebrennet. Desgleichen wird sie innerlich gebraucht, wann sie gedörret und pulverisiret worden, für das böse Wesen, zu Beförderung der Geburt, und für das reissen und schneiden im Leibe. Auf einmahl wird ein Scrupel bis auf zwey Scrupel eingegeben.

Secundinæ sive Secundæ heisset sie, dieweil sie nach der Geburt zu folgen pflegt.

Chorion kommt vom griechischen Χόριον.

Amnios kommt von ἄμνος, agnus, Lamm, weil diese Haut so weich und zarte ist, als wie das Fell eines Lammes, das nur gebohren ist.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 1032-1033.
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