Unicornu Minerale

[1200] Unicornu Minerale.

Unicornu minerale. Ebur fossile.

Cornu fossile. Unicornu fossile.

Dens Elephantis petrefactus. Lithomarga alba.

Lapis ceratites. Lapis Arabicus.

frantzösisch, Unicornu mineral.

teutsch, gegraben Einhorn.

Ist ein Stein, der so glatt und so gefärbet ist wie Horn, hat auch bisweilen eben die Gestalt. Dieses hat die Naturerkundiger bewogen, daß sie vermeinet, er sey ein Horn, das zu Steine worden. Allein, es werden insgemein so grosse und so dicke gefunden, daß dem vermuthen nach, sie gar von keinem Thiere nicht gekommen. Auswendig ist[1200] es harte, als wie Horn, gelblicht oder aschenfarbig, oder braun: allein inwendig ist es zarte und wie voller Marck, dicht oder doch gar wenig löchricht, läst sich gar leicht zerreiben und gantz linde anfühlen, siehet weiß und theilet sich in Scheiben oder Blätter, hängt an die Zunge wie die Siegelerde. Wie man dafür will halten, so soll es vom Steinmarck den Ursprung haben, das durch ein und ander Wasser aufgelöst und weich gemacht, hernach hier oder dorthin hingeführet worden, allwo es dicke worden und verschiedene Figuren angenommen, nachdem es eine Mutter oder Form hat in der Erde angetroffen: wie dann gar unterschiedne Arten zu ersehen, die sonsten nicht als nur an der Gestalt und Farbe von einander unterschieden. Bisweilen riechen sie gar lieblich, doch insgemein gar nicht. Sie werden in Italien und an vielen Orten in Teutschland gefunden.

Diesen Stein soll man nehmen, wann er schön und innewendig recht weiß ist, als wie Marck und leichtlich zu zerreiben, der sich auch an die Zunge hanget. Der äussere Theil wird weggethan und nur das innewendige zur Artzney gebraucht.

Er hält an, trocknet, ist alkalinisch, dienet den Durchlauff und das Bluten zu verstellen: er soll auch wider den Gift und die schwere Noth gut seyn. Die dosis ist ein halber Scrupel bis auf ein halbes Quintlein. Aeusserlich wird er gleichfals gebrauchet, zur Reinigung und Austrocknung der alten Schäden; zu Stärckung des Gesichtes wird er unter die Augenartzneyen gemischet.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 1200-1201.
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