Zuschrift

[124] Herr Peter Altenberg schreibt uns: »Soeben 6 Uhr morgens, 13. November, angeregt durch die Lektüre des Essays der Frau Irma v. Höfer über die »Lobau« (»Der Nachfolger des Praters«), beeile ich mich, dem Wiener Gemeinderat und seinem Bürgermeister den Vorschlag zu machen, sofort durch einen einzigen Satz (Edikt) die »Lobau« als »Natur-Schutzpark« zu erklären, in dem das Pflücken von Blumen, Abweichen von den Wiesenpfaden, ja sogar Fangen von Schmetterlingen streng bestraft werden. Man nehme sich ein Beispiel an unserem alleredelsten jungen Kaiser, der mit einem einzigen Federstrich den schrecklichen Wahnsinn der Menschheit seit Jahrhunderten, die verletzte Ehre durch »Duell« wiederherzustellen, aus den verblödeten, vorurteilsvollen Seelen der Menschen entfernt, ausgelöscht hat! Richtige wichtige Dinge der Menschheit haben in dieser arbeitsvollen, keine Zeit zum langen Warten mehr habenden Menschheit, von denen, die die Macht und das Herz dazu haben, mit einem kurzen Federstrich, unhistorisch, endgültig erledigt zu werden. Der heutige kurze Satz laute: »Die ›Lobau‹ ist als ewiger ›Natur-Schutzpark‹ erklärt!« Basta.«

Quelle:
Altenberg, Peter: Mein Lebensabend. Berlin 1–81919, S. 124-125.
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