Im Gasthaus

[135] »Entschuldigen, mein Herr, ich sehe Sie Tag für Tag diese großen Bohnen in Speck gekocht essen, nur dieses eine Gericht. Es ist ja sehr lecker berichtet. Aber täglich und nur?! Mundet es Ihnen denn?!«

»Nein, es ›gehirnt‹ mir. Da ich genau weiß, daß es äußerst nahrhaft und leichtverdaulich und billig ist, mundet es mir ›im Gehirne‹. Ich genieße eine Speise, indem ich sie als wertvoll für meine ›Maschinerie‹ erkenne. ›Zuckerln‹ schmecken Kindern, wir aber sind bereits Erwachsene, wir haben die ›Lebens-Maschine‹ sorgsam, weise, richtig zu bedienen, nicht ihre Genüsse zu erpressen! Pfui!«

»Ja, aber freut Sie denn das um Gotteswillen auf die Dauer?!«

»Nur das! Weil es eben von Dauer ist. Unsere Maschinerie ist wie jede andere Maschinerie, von der Taschenuhr angefangen, man hat sie in Stand und Ordnung zu halten!«

»Sie scheinen ein pedantischer Junggeselle geworden zu sein!«[135]

»Überzeugen Sie sich doch und lesen Sie meine 9 Bücher!«

»Danke, ich habe bereits von dieser mündlichen Probe genug!«

Quelle:
Altenberg, Peter: Mein Lebensabend. Berlin 1–81919, S. 135-136.
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Mein Lebensabend: [Reprint der Originalausgabe von 1919]