XXIX.


Auf Bathyllen.

Mahle meinen Freund Bathyllen,

Wie ich dich belehren werde.

Glänzend mache mir die Haare;

Mache mir sie schwarz im Grunde,

Und von aussen gleich dem Golde.

Laß sie, als ein Spiel der Winde,

Ungekünstelt, und in Ringen,

Wie sie selber wollen, schweben.

Seine zart und lichte Stirne

Ziere mir mit Augenbraunen,

Die noch schwärzer sind, als Drachen.

Trozig sey sein schwarzes Auge,

Doch mit Heiterkeit vermischet;

Jenes borg ihm vom Gradivus;

Dieses von der schönen Venus;

Daß, wenn jenes Furcht erwecket,

Dieses doch mit Hofnung schmeichelt.

Mache seine zarten Wangen,[74]

Wo sich junges Milchhaar reget,

Gleich den rosenrothen Aepfeln;

Und so viel dir immer möglich,

Mische holdes Schamroth drunter.

Doch ich weiß nicht, wie, o Mahler,

Du die Lippen machen werdest.

Niedlich, und ein Siz der Suada,

Auch im Schweigen selber redend,

Müssen seine Lippen werden.

Rundgebildet sey sein Antliz;

Und der Hals von Helfenbeine

Gleiche des Adonis Halse.

Gib ihm auch die Brust Merkurens,

Und desselben beede Hände,

Und des Pollux weisse Hüften,

Und den Bauch des schönen Bacchus.

Unter seinen zarten Hüften,

Seinen feuervollen Hüften

Mach ihm eine Scham voll Unschuld,

Die sich schon nach Liebe sehnet.

Deine Kunst ist wohl recht neidisch,

Daß sie seinen schönen Rücken,

Der das Beste ist, verbirget.[75]

Was beschreib ich erst die Füse?

Sprich, wie viel du Lohn verlangest,

Und zerstöre diesen Phöbus,

Den Bathyll daraus zu machen.

Aus Bathyllen kannstu wieder,

Kommstu einst in Samos Mauern,

Einen schönen Phöbus machen.

Quelle:
Die Gedichte Anakreons und der Sappho Oden. Carlsruhe 1760, S. 69-70,74-76.
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