Sie will das Jesulein als den wahren Morgenstern in dem Himmel ihres Herzens haben

[69] 1

Morgenstern der finstern Nacht,

Der die Welt voll Freuden macht,

Jesulein,

Komm herein,

Leucht in meines Herzens Schrein.


2

Schau, dein Himmel ist in mir,

Er begehrt dich, seine Zier.

Säum dich nicht,

O mein Licht,

Komm, komm, eh der Tag anbricht.
[69]

3

Deines Glanzes Herrlichkeit

Übertrifft die Sonne weit.

Du allein,

Jesulein,

Bist, was tausend Sonnen sein.


4

Du erleuchtest alles gar,

Was jetzt ist und kommt und war.

Voller Pracht

Wird die Nacht,

Weil dein Glanz sie angelacht.


5

Deinem freudenreichen Strahl

Wird gedienet überall.

Schönster Stern,

Weit und fern

Ehrt man dich wie Gott, den Herrn.


6

Ei nun, güldnes Seelenlicht,

Komm herein und säum dich nicht.

Komm herein,

Jesulein,

Leucht in meines Herzens Schrein.


Quelle:
Angelus Silesius: Sämtliche poetische Werke in drei Bänden. Band 2, München 1952, S. 69-70.
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