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1.
Spiele Cupido du lüsternes kind!
Brauche die waffen /
Wo du zu schaffen /
Wo man dich kennet /
Und Söhnigen nennet /
Itzo beschlaffen wir unsere lust /
Decken mit federn die nackichte brust.
2.
Hätte gleich heute dein bogen verletzt
Unsere hertzen /
Sind doch die schmertzen /
Wieder gedämpfet /
Du selber bekämpfet /
Weil uns vergnüget die finstere nacht /
Die uns vom springen zu ruhe gebracht.
3.
Andre bediene / wir achten es nicht /
Schiesse / verletze /
Wieder ergötze /
Brauche vergnügen /
Wo liebgen nun liegen /
Itzo besieget dein bogen uns nicht /
Weil es uns allen am besten gebricht.
4.
Flammen entzünden nur flammen und glut /
Wilstu bekriegen /
Wilstu besiegen /[150]
Sollen wir brennen /
Gefangen uns nennen /
Müssen es feuer und brände nur thun /
Die uns entzünden und lassen nicht ruhn.
5.
Aber wir wissen: wir fühlen itzt nichts /
Unsre gedancken /
Bleiben in schrancken /
Unsere glieder /
Erquicken sich wieder /
Dieses gefieder ist unsere lust /
Wärmet uns weil uns nichts bessers bewust.
6.
Ruhet ihr täubgen / vertreibt euch die zeit /
Biß euch das hertzet
Was euch ietzt schmertzet /
Biß euch ergötzet
Was itzo verletzet /
Biß ihr in armen was männliches drückt /
Das euch mit fließendem zucker erquickt.
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Diese Ausgabe gibt das lyrische Werk der Autorin wieder, die 1868 auf Vermittlung ihres guten Freundes Ferdinand v. Saar ihren ersten Gedichtband »Lieder einer Verlorenen« bei Hoffmann & Campe unterbringen konnte. Über den letzten der vier Bände, »Aus der Tiefe« schrieb Theodor Storm: »Es ist ein sehr ernstes, auch oft bittres Buch; aber es ist kein faselicher Weltschmerz, man fühlt, es steht ein Lebendiges dahinter.«
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