XXI.

[105] Auf die sechzig-jährige Venine, die sich noch auf einen jungen Magister Rechnung machet.


SChämt euch doch, ihr alte Mutter,

Daß ihr noch ein Unterfutter

Der Studenten wollet seyn,

Wenn euch plagt die Liebes-Pein!


Habt ihr allen Witz verlohren,

Daß ihr einen Schatz erkohren,

Der vor euch so reimet sich,

Als wie Mars und Friederich?


Schicken vier und zwantzig Jahre

Sich zu eurem grauen Haare?

Und ein junger frischer Leib

Vor ein alt verschrumpelt Weib?


Was wär das vor eine Liebe,

Wenn man eine welcke Rübe,

(Die ist vor Studenten nicht)

Neben sich ins Bette kriegt?


Ach du altes Ungeheuer!

Brennt dich noch das Liebes-Feuer?

Ey! so giesse Kammer-Naß

In dein rauches Spülicht-Faß.[105]


Oel vom schwartzen Rauch-Tobacke,

Zwiebel-Safft, und Herings-Lacke,

Das gehört vor eine Frau,

Die schon unterm Nabel grau.

Quelle:
Poetische Grillen bey Müßigen Stunden von Le Pansiv, Erfurt 1729, S. 105-106.
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