CC.

[251] 1. Gros lieb hat mich umbfangen,

zu dienen einem frewlein fein,

Nach jr steht mein verlangen,

jhr diener wil ich sein,

Sie kan mit freuden schertzen,

wol nach dem willen mein,

ich bin jhr hold von hertzen,

umb sie so leid ich schmertzen,

es kan anders nicht gesein.


2. Das red ich bey meinem eyde,

sie sol mir die liebste sein,

Ein blümlein auff der heyden,

das heist vergis nit mein,

Ein krantz sol sie mir machen,

aus rechtem wolgemut,

den soltu machen eben,

der liebe Gott wöl dein pflegen,

so bistu fein wol behüt.[251]


3. Mein höchster thron, mein höchstes heil,

ich dein nit vergessen kan,

Scheiden du bist ein schweres seil,

ich bin gestrickt daran,

Niemand kan mich auffbinden,

denn schöns lieb dein werde güt,

ich hoff du lest dich binden,

wenn ich dich uberwinde,

so bistu fein wol behüt.


4. Das wil ich dir zu gut gedencken,

jr mündlein und das ist rot,

Von mir soltu nicht wencken,

umb dich so leid ich not.

Die kleffer soltu meiden,

frembde lieb soltu verneinen,

das rath ich dir mit trewen,

es wird dich nit gerewen,

hertzallerliebste mein.


5. Damit wil ich beschliessen,

gros lieb ohn alles gefehr,

Frembde feines lieb las dich verdriessen,

das du nit gelestert werst,

Du bleibst wol unverdrungen,

hertz allerliebste mein,

der reye sey dir gesungen,

hüt dich vor falschen zungen,

darbey vergis nit mein.

Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 251-252.
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