Vorred an den Christlichen Leser.

[5] Wiewol alle Sünde in jhrer Natur verdammlich sind, vnnd den gewissen Zorn vnd Straffe Gottes auff sich tragen, so ist doch von wegen der vngleichen Vmbstände jmmer eine Sünde grösser vnd schwerer, wirdt auch beydes hie auff Erden, vnnd am Jüngsten Tag ernstlicher von Gott gestrafft, denn die andern, Wie vnser HERR Christus selber saget, Matth. 11. Es werde Tyro, Sydon, vnd Sodoma am jüngsten Tag träglicher ergehen, denn Chorazim, Bethsaida vnd Capernaum. Ohn allen zweiffel aber ist die Zauberey vnd Schwartzkünstlerey die gröste vnnd schwereste Sünde für Gott vnd für aller Welt, Daher auch Samuel die grobe vnnd vielfältige Sünde deß Königs Sauls ein Zauberey Sünde, Abgötterey vnd Götzendienst nennet, 1. Sam. 15. vnd weiß der H. Geist alle Sünde Sauls nicht anders zubeschreiben, denn mit den zweyen Worten: Abgötterey vnd Zauberey, dadurch sich ein Mensch aller dings von Gott abwendet, sich den Götzen vnd Teuffeln ergibet, vnd denselben an Gottes statt mit gantzem Willen vnnd Ernst dienet. Wie denn Saul von Gott gar abtrünnig wirdt, alles wider sein Wort vnd Befelch muhtwilliger weiß vnnd wider sein eygen Gewissen fürnimmet vnd handlet, biß er endtlich gar an Gott verzweiffelt, den Teuffel selber zu Endor, bey der Warsagerin rahtsfraget, 1. Sam. 28. Ist es aber nicht ein grewlicher vnd erschrecklicher Handel, daß ein vernünfftiger Mensch, der von Gott zu seinem Ebenbild erschaffen, vnd an Leib vnd Seel so hoch geehret vnd[6] reichlich begabet, demselbigen einigen waren Gott vnnd Schöpffer, dem er alle Ehr vnnd Gehorsam sein Lebenlang schuldig ist, so schändtlich verlassen, vnd sich an einen erschaffenen Geist, darzu nicht an einen guten vnd heyligen Geist, als die lieben heylige Engel im Himmel sind, die in jrer angeschaffenen Gerechtigkeit vnnd Reynigkeit bestanden, nicht dienen lassen, Sonder an einen bösen verfluchten Lügen vnd Mordtgeist, der in der Warheit vnd Gerechtigkeit nicht bestanden, vnnd seiner Sünde halben auß dem Himmel in den Abgrund der Hellen verstossen worden, mit Leib vnnd Seel, zu zeitlicher vnnd ewiger Verdammnuß zu eygen ergeben. Was könnte doch grewlichers vnd erschrecklichers von einem Menschen gesaget werden? Es ist auch der Teuffel nicht allein für sich ein abtrünniger, verkehrter vnd verdampter Geist, durch seinen Hoffart vnd Abfall von Gott worden, Sondern ist auch ein abgünstiger, listiger vnd verführischer Geist, Gottes vnnd des Menschlichen Geschlechts wissentlicher vnd abgesagter Feindt, der weder Gott seine Ehr bey den Menschen, noch den Menschen Gottes Huldt vnnd Seligkeit günnet, Sonder das in alle Weg nach seinem besten Vermögen hindert, vnd den Menschen von Gott abwendig machet. Wie er solches bald nach seinem Fall mit der That selbst leyder all zu geschwind an vnsern ersten Eltern erwiesen hat, in dem er nicht allein Gottes außtrücklich Gebott vbel vnd anders, als es gemeynet, deutet, vnd Gott beschuldiget, als ob er den erschaffenen Menschen die höchste Seligkeit mißgünne, Sondern reitzet auch Euam eben dardurch zum Vngehorsam gegen Gott, vnd leuget vnd treuget so lang vnd viel, biß er endlich nit allein Euam, sondern auch durch das Weib Adam selbst zu Fall bringt, vnd so viel an jm ist, nicht allein sie beyde, Sondern auch das gantz Menschliche Geschlecht ins zeitlich vnd ewig Verderben stürtzet. Vnnd ob wol hernach Gott sich wider vber die Menschen erbarmet, vnd jnen durch deß Weibs Samen zu recht geholffen, auch zwischen der Teuffelischen Schlangen eine Feindschafft gesetzt, so lässet doch der Teuffel nit nach, dem Menschlichen Geschlecht nachzustellen, vnnd sie zu allen Sünden, zeitlicher vnnd[7] ewiger Straff zu reitzen, vnnd zu verführen, wie 1. Pet. 5. steht: Ewer Widersacher der Teuffel geht vmbher, wie ein brüllender Löuwe, vnd suchet, welchen er verschlinge. Ja wenn er gleich einmal bey einem Menschen fehlgeschlagen vnd abgewiesen, oder wider außgetrieben worden, so lässet er doch nicht nach, sondern suchet wider an, vnd wo er einen sicheren Menschen antrifft, nimmt er sieben ärgere Geister zu sich, kehret ein vnd wohnet da, vnd wirdt mit einem solchen Menschen ärger als vorhin, Luc. 11. Derhalben vns auch der getrewe Gott so treulich vnd ernstlich für deß Teuffels Griessen, Listen, vnd sonderlichen vor den Zauberischen Schwartzkünsten wahrnet, vnd vns dieselbige bey höchster vnnd eusserster Straff verbeut, daß vnter seinem Volck kein Zauberer seyn, keiner auch die Zauberer rahtsfragen soll. Leuit. 19. Ihr solt euch nicht wenden zu den Warsagern, vnnd forschet nicht an den Zeichendeutern, daß jr nicht an jnen vervnreiniget werdet. Denn ich bin der HERR ewer Gott. Deut. 18. Du solt nicht lernen thun die Grewel dieser Völcker, daß nicht vnter dir funden werde, der sein Sohn oder Tochter durchs Feuwer gehen lasse, oder ein Weissager, oder ein Tagwehler, oder der auff Vogelschrey achte, oder ein Zauberer oder Beschwerer, oder Warsager, oder ein Zeichendeuter, oder der die Todten frage, Denn wer solches thut, der ist dem HERRN ein Grewel, vnd vmb solcher Greuwel willen vertreibet sie der HERR Gott für dir her. Es dräwet auch Gott den Zauberern vnd Schwartzkünstlern vnd jren Anhängern die höchste Straff, vnnd befilcht der Obrigkeit dieselbige an jnen zuexequirn. Leuit. 20. Wenn ein Mann oder Weib ein Warsager oder Zeichendeuter seyn wirdt, die sollen deß Todts sterben, man soll sie steinigen, jr Blut sey auff jnen. Wer auch jemals Historien gelesen, der wirt befinden, wenn gleich die Obrigkeit jr Ampt hierin nit gethan, daß doch der Teuffel selbst zum Hencker an den Schwartzkünstlern worden. Zoroastres, den man für Misraim, deß Chams Sohn, helt, ist von dem Teuffel selbst verbrennet worden. Einen andern Zauberer, der sich vermessen, die Zerstörung der Statt Troia einem fürwitzigen Fürsten zu representieren[8] vnnd für die Augen zu stellen, hat der Teuffel lebendig hinweg in die Lufft geführet, Joannes Franciscus Picus. Deßgleichen hat er auch einem Graffen von Matiscona vber seiner Zauberey gelohnet, Hugo Cluniacensis. Ein anderer Zauberer zu Saltzburg, wolt alle Schlangen in ein Gruben beschweren, war aber von einer grossen vnd alten Schlang mit in die Gruben gezogen vnd getödtet, VVierus de pærstigijs Dæmonum lib. 2. ca. 4. In Summa, der Teuffel lohnet seinen Dienern, wie der Hencker seinem Knecht, vnnd nemmen die Teuffelsbeschwerer selten ein gut Ende, wie auch an D. Johann Fausto zusehen, der noch bey Menschen Gedächtnuß gelebet, seine Verschreibung vnnd Bündtnuß mit dem Teuffel gehabt, viel seltzamer Abenthewr vnd grewliche Schandt vnd Laster getrieben, mit fressen, sauffen, Hurerey vnd aller Vppigkeit, biß jm zu letzt der Teuffel seinen verdienten Lohn gegeben, vnd jm den Halß erschrecklicher weiß vmbgedrehet. Damit ist es aber noch nicht gnug, sondern es folgt auch die ewige Straff vnnd Verdammnuß, daß solche Teuffelsbeschwerer endtlich zu jrem Abgott dem Teuffel in Abgrund der Hellen fahren, vnd ewiglich verdampt seyn müssen. Wie Paulus Galat. 5. sagt: Wer Abgötterey vnd Zau berey treibe, werde das Reich Gottes nicht ererben. Vnnd Apocal. 21. Der Zauberer, Abgöttischen vnd Lügener Theil werde seyn in dem Pful, der mit Feuwer vnd Schweffel brennet, welches ist der ander Todt. Das heisset dann sein geschertzt vnd gekurtzweilet mit dem Teuffel, vnnd das suchet der Schadenfro, daß er die Menschen durch sein Zauberey an Leib vnd Seel schände vnnd verderbe. Wie soll vnd kan es auch wol anders gehen, wann ein Mensch seinen Gott vnd Schöpffer verlassen, Christum seinen Mittler verläugnet, den im H. Tauff mit der H. Dreyfaltigkeit auffgerichten Bund vernichtiget, alle Gnaden vnd Gutthaten Gottes, vnnd sein eygen Heyl vnnd Wolfahrt zu Leib vnd Seel in die Schantz schläget, den Teuffel zu Gast lädet, Bündnussen mit jm auffrichtet, vnd also bey dem Lügen vnd Mordgeist Warheit vnd Glauben, bey einem wissentlichen vnnd abgesagten Feind guten Raht vnd Lehr, vnd bey dem verdampten[9] Helledrachen einige Hoffnung, Glück vnd Segen suchet. Das ist ja kein Menschliche Schwachheit, Thorheit vnd vergeßlichkeit, oder, wie es S. Paulus nennet, ein Menschliche Versuchung, Sondern ein recht Teuffelische Boßheit, ein muhtwillige Vnsinnigkeit vnd grewliche Verstockung, die mit Gedancken nimmermehr ergründet, geschweige dann mit Worten außgesprochen werden kan, darob auch ein Christenmensch, wann ers nur nennen höret, sich von Hertzen entsetzen vnd erschrecken muß.

Fromme Christen aber werden sich für solchen Verführungen vnd Blendungen deß Teuffels wissen zuhüten, vnnd bey dieser Historien fleissig bedencken die Vermahnung, Jacob. 4. Seit Gott vnterthänig, widerstehet dem Teuffel, so fleuhet er von euch, nähet euch zu Gott, so nähet er sich zu euch. Vnd Eph. 6. Seit starck in dem HERREN, vnnd in der Macht seiner Stärcke, ziehet an den Harnisch Gottes, daß jhr bestehen könnet wider die listige Anläuff deß Teuffels. Sollen jhnen auch fürstellen das Exempel Christi, welcher den Teuffel mit Gottes Wort von sich treibet, vnnd alle Anfechtungen vberwindet.

Damit aber alle Christen, ja alle vernünfftige Menschen den Teuffel vnd sein Fürnemmen desto besser kennen, vnnd sich darfür hüten lernen, so hab ich mit Raht etlicher gelehrter vnd verstendiger Leut das schrecklich Exempel D. Johann Fausti, was sein Zauberwerck für ein abscheuwilch End genommen, für die Augen stellen wöllen, Damit auch niemandt durch diese Historien zu Fürwitz vnd Nachfolge möcht gereitzt werden, sind mit fleiß vmbgangen vnnd außgelassen worden die form coniurationum, vnnd was sonst darin ärgerlich seyn möchte, vnnd allein das gesetzt, was jederman zur Warnung vnnd Besserung dienen mag. Das wöllest du Christlicher Leser zum besten verstehen, vnd Christlich gebrauchen, auch in kurtzem deß Lateinischen Exemplars

von mir gewertig seyn. Hiemit

Gott befolen.

Quelle:
Historia von D. Johann Fausten. In: Das Volksbuch vom Doctor Faust. Halle a.d.S. 21911, S. 5-10.
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