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Vom Paradeiß.

[69] Doctor Faustus, als er in Egypten war, allda er die statt Alkair besichtiget, vnnd in der höhe vber viel Königreich vnd Länder reisete, als Engelland, Hispaniam, Franckreich, Schweden, Polen, Dennemarck, Indiam,[69] Aphricam, Persiam, etc. Ist er auch in Morenland kommen, vnd neben jmmerdar auff hohe Berg, Felsen vnd Jnsulen sich gelendt vnd geruhet, ist sonderlich auch in dieser fürnemmen Insel Britannia gewest, darinn viel wasserflüß, warme brůnnen, menge der Metall seyn, auch der stein Gotts, vnd viel andere, so D. Faustus mit sich herauß gebracht57. Orchades sind Insel deß grossen Meers, jnnerhalb Britannien gelegen, vnd sind deren 23. in der Zal, deren 10. sind wüst, vnd 13. wonhafft. Caucasus zwischen India vnd Scythia, ist die höchste Insel mit seiner höhe vnd gipffel58. Darob D. Faustus vil Landschafft vnd weite deß Meers vbersehen, allda sind so vil Pfefferbäume, wie bey vns die Wachholder Stauden. Creta die Insel in Griechenlandt, ligt mitten im Gandischen Meer, den Venedigern zuständig, da man Maluasier machet59. Diese Insel ist voller Geissen, vnnd mangelt der Hirschen. Sie gebiert kein schädlich Thier, weder Schlangen, Wölff noch Füchß, allein grosse gifftige Spinnen werden allda gefunden. Diese vnd viel andere Inseln mehr, so jhme der Geist Mephostophiles all erzehlte, vnd gewiesen, hat er außgespehet vnd besehen. Vnd damit ich ad propositum komme, ist diß die vrsach gewest, daß D. Faustus sich auff solche Höhen gethan, nit allein daß er von dannen etliche Theils deß Meers, vnnd die vmbligende Königreich vnd Landschafften vbersehen, etc. Sondern vermeynet, dieweil etliche hohe Jnsulen mit jhren Gipffeln so hoch seyen, wölle er auch endlich das Paradeiß sehen können, dann er hatt seinen Geist nit darumb angesprochen, noch ansprechen dörffen, vnd sonderlich in der Insel Caucasus, welche mit jren Gipffeln vnd Höhe alle andere Inseln vbertrifft, vermeinte, es solt jm nit fehlen das Paradeiß zusehen. Auff diesem Gipffel der Insel Caucasi, sihet er gar das Land Indiam vnd Scythiam, vnd gegen Auffgang, sahe er von ferrne von der höhe hinauff, biß zu der Mitnächtigen Linien ein Helle, gleich wie ein hellescheinende Sonne,[70] ein Fewerstromen als ein Fewr auffgehen, von der Erden biß an den Himmel vmbgeschrencket auff der Erden, gleich einer kleinen Insel hoch, er sahe auch in dem Thal vnd auff dem Lande vier grosser wasser springen, eins gegen Indien zu, das ander gegen Egypten, das dritte gegen Armenien, vnd das 4. auch dahin. In solchem, so er gesehen, hett er gern sein Fundament vnd Vrsprung gewist, derhalben jhm fürname, den Geist drumb zu fragen, das thät er doch mit erschrockenem hertzen, vnd fragt also seinen Geist was es were? der Geist gab jm gute antwort, vnd sagt: Es were das Paradeiß, so da lege gegen Auffgang der Sonnen, ein Gart, den GOtt gepflantzet hette, mit aller Lustbarkeit, vnd diese feuwrige Strömen were die Mawr, so Gott dahin gelegt, den Garten zuverwahren vnd vmbzuschrencken, Dort aber (sagte er weiter) sihestu ein vberhelles Liecht, das ist das feuwrige Schwerdt, mit welchem der Engel disen Garten verwart, vnd hast noch so weit dahin, als du jmmer je gewest bist, du hast es in der Höhe besser sehen können, aber nit war genommen, etc. Dieses Wasser, so sich in 4. theil zertheilet, sind die Wasser, so auß dem Brunnen der mitten im Paradeiß steht, entspringen, als mit namen Ganges oder Phison, Gihon oder Nilus, Tygris vnd Euphrates, vnd sihest jetzt, daß er vnter der Wag vnd Widder ligt, reicht biß an Himmel, vnd auff diese fewrige Mawren ist der Engel Cherubin mit dem flammenden Schwert, solches alles zuverwaren geordnet, Aber weder du, ich, noch kein Mensch kan dazu kommen.

Quelle:
Historia von D. Johann Fausten. In: Das Volksbuch vom Doctor Faust. Halle a.d.S. 21911, S. 69-71.
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