CLVII. Die vergoltene Beschimpfung.

[350] Etliche fürnehme Cavallier logierten im Haag in einer Herberge / darin die Hauß-Mutter eben nicht von der besten Sorte war / ohnerachtet sie es für dem Mann meisterlich zu verbergen muste. Es begab sich aber daß einer von besagten Cavallieren / der seine Roll mit ihr zu spielen gewohnet wäre / über der Mahlzeit einige harte Schimpff Reden von ihr annehmen wuste. Er ließ solches dem Ansehen nach ungemerckt paßiren / dachte aber in seinem Sinne / sich gebührlich zu revangiren. Er gieng zu den Zoll-Pachtern / und gab ihnen zu erkennen / daß in der Herberge / darin er logierte / offtmahl grosse Kuffer mit Fleisch / wieder das Verbott / ankamen / und wann sie Lusten hätten /die Warheit zu erfahren / könten sie gegen Morgen Abend hinein kommen / da wurden sie deren 3. für sich finden. Er sande aber zu bestimmbter Zeit 3 beladene Kuffer in seine Herberge / welche der Wirth / in Meinung / sie würden von etlichen frembden Gästen vorausgesand / auff seine Kammer bringen ließ / darauff kamen die[350] Pachter mit dem Richter in die Herberge / in Hoffnung / eine gute Beute zu erhaschen. Sie fragten nach den 3 bedaueten Kuffern / welche ihnen der Wirth zeigete / wie nun dieselbe durch einen Schmitt geöffnet worden / fand man / anstatt des Fleisches lauter Hörner darin / worüber die Pachter zu fluchen und zu schelten begunten. Der Richter kunte sich des Lachens nicht enthalten / und beklagte den Gastwirth wegen seiner seltzamen unn nachdencklichen Wahren. Die Hauß-Wirthin aber schliech Schamroth heimlich daran / und merckete wol / wer ihr solchen Possen gespielet hatte.

Quelle:
Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 350-351.
Lizenz:
Kategorien: