Erste Szene.

[11] GROSSKNECHT aus dem Hause rechts. Wie alle Personen in diesem Akt im Sonntagsstaat, Fünfziger, graumeliertes Haar, gebräunte, markierte Züge, schlägt Feuer für seine kurze Pfeife und kommt dabei vor, bis wo Gießkanne und Eimer liegen, wo er stehenbleibt, leicht mit dem Fuße dagegen stoßend. Holla! Da hat's wieder eine gnädig g'habt, daß s' ja die erste Mess' nit versäumt! Glaubet einer, wie ihnen um den Kirchgang is und wie frumm die Dirndl sein! Ja, den Buben z'lieb geh'n s' hin! Dö Grasteufeln macheten unsern Herrgott selbst zum Kuppler! – Bei mir muß die Kirch' ruhig sein, dös jung G'fliederwerk kann ich drein nit brauchen, ich nimm allweil mit der zweit' Mess' vorlieb, dö erst', die Großherrn- und Verliebt-Leut'-Mess', wo sie sich in die Kirchstühl' breit machen und im Kirchgang an die Vortuchbandeln zupfen und auf d' Füß' treten, dö paß ich allmal ab! Setzt sich auf die Brunnenbank, schlägt wieder Feuer. Naß is er word'n, der Sakra, und will nit brennen! Schmaucht.[11]


Quelle:
Ludwig Anzengruber: Der Meineidbauer. Stuttgart 1959, S. 11-12.
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