Sechzehnte Szene


[127] Dusterer allein, dann Bäuerin, Bauer, Natzl und Hans.


DUSTERER. Glei kimm ich nach, Schwager! – Schau hitzt her, no wär gar a Kind da! Hätt ich dös nur fruher gwiß gwüßt! Aber mein Schwester – Gott tröst s'! –, dö dumme Gredl, hat mi ja nie in ihr Haus zulassen; weil s' krank war und keine Kinder ghabt hat, hat s' ihm allweil durch d' Finger gschaut und alles vertuscht! Ob der Bankert no lebt oder schon verstorbn is? No, dasselb wird die Bäurin do wissen – ich muß's a wissen – hat zwar 'n Teufel im Leib, dö Bäurin – aber ich muß's wissen! Geht in das Haus ab.


Im Hintergrunde treten Hans, Natzl und der Bauer, einer hinter dem andern langsam durch die offene Einfahrt auf.


HANS weinerlich. No sein mer wieder da!

NATZL. No hat der Voda sein Willn.

BAUER. Jo, no – oba wird glei d' Muada ihrn habn! Schaut gegen den Himmel. Schau, hat uns doch net derwischt, dös Wetter!

NATZL. Dös freili net – oba leicht hitzt a anders![127]

BÄUERIN innen. Wissen mußt der's – han – wissen mußt der's!

DUSTERER innen. Auweh!

HANS. Ui! D' Muada rafft mit oan!


Dusterer stürzt heraus, ein Besen fliegt ihm nach.


BAUER. Ho – faßts an, Buama, hauts zu!


Fallen über ihn her.


DUSTERER. Aushalten a weng, Mona! Reißt den Frachtbrief aus der Tasche. Schts dös rote Papier do?

ALLE. Jo.

DUSTERER. Kinnts lesen?

ALLE. Na.

DUSTERER beiseite. Gott sei Dank! – Schauts dös Petschaftsiegel drauf an. Alles in Ordnung! Dös is a Dispens vom Konsisturi; Mona, ich derf net ghaut wern!


Indem sich Dusterer gravitätisch zum Abgehen wendet und die anderen verblüfft dareinstarren, fällt der Vorhang.


Quelle:
Ludwig Anzengruber: Werke in zwei Bänden. Band 1, Berlin und Weimar 21977, S. 127-128.
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