Siebzehnter Auftritt.

[66] DORIS vor sich. Der stürmte wüthend fort.

VIREN. Und ich kann gar nichts thun, du alter Ruhm des Hauses, du hohe Ehre meiner Schwester, vom Giftthau einer Nacht sollst du verzehret sein. Entehrt, geschändet, meine Schwester, sprich im Augenblick, wer wars? Du schweigst. – Unselige, – so stirb, nimm meinen letzten Segen! Er will sie durchbohren, Doris hält ihn.

DORIS. Beim Himmel, sie ist so rein und schuldlos, ich hatte sie im Augenblick verlassen, als sie um Hülfe schrie.

VIREN. Doch schweiget sie.

DORIS. Mein Fräulein sprechen Sie, es ist nur Stolz, der ihr den Mund verschließt.

OLYMPIE. Wer konnt es wagen, je mich zu entheiligen, was schadet mir ein Kuß, von dem die Lippen nichts gewußt.

VIREN. So laß dich von des treuen Bruders Lippen küssen.

OLYMPIE. Jetzt kann ich dich nicht küssen, mir ist zu weh und ernst, du hast gewagt mich einem Fremden ohne meine Zustimmung zu übergeben, das hat mich sehr gekränkt, doch ich vergeb es dir. Wer hat gewagt, mich zu verschmähn? – Cardenio! – Vergebs ihm Gott, nein ich vergebs ihm nie!


Quelle:
Achim von Arnim: Sämmtliche Werke. Band 16, Berlin 1846, S. 66-67.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Halle und Jerusalem
Ludwig Achim's von Arnim sämtliche Werke: Band XVI. Halle und Jerusalem. Studentenspiel und Pilgerabenteuer
Halle und Jerusalem: Studentenspiel und Pilgerabentheuer (Jahresgaben Des Verlages)