Vierter Auftritt.

[44] Graf Reitbahn. Lisette.


REITBAHN. Lisette! ich hätte etwas mit dir zu sprechen: aber du müßtest aufrichtig seyn.

LISETTE. Ich kann nie anders seyn, mein Herr Graf.

REITBAHN. Gegen Mich solltest du es von Rechtswegen seyn. Du weißt, daß du mit deinem Fräulein zu mir in den Dienst kömmst?

LISETTE. Man sagte mirs zu meiner größten Freude.

REITBAHN. Du sollst es recht gut bey mir haben – wie meine zweyte Frau. Gut bezahlt, nichts zu arbeiten, und zwey Pferde sammt einem tüchtigen Kutscher, bloß zu deiner Bedienung.

LISETTE. O das wär' unvergleichlich!

REITBAHN. Auch sollst du gleich itzt – aber aufrichtig! – zum voraus ein Zeichen meiner Freygebigkeit erhalten! sieh! – hier sind zwey Souverainsd'or.[44]

LISETTE. Das ist zu viel gnädiger Herr – Sie werden alsdann glauben, ich sey nur des Geldes wegen aufrichtig; und ich habe doch mein Lebtage nichts um Geld gethan.

REITBAHN. Possen! Sage mir, hat dein Fräulein nicht eine Neigung für den Major?

LISETTE für sich. O das ist gut! ich will dir die Lust vertreiben! Zum Grafen. Eine Neigung fragen Sie? – Sie könnten mich verrathen, wenn ichs Ihnen sagte –

REITBAHN. Ich will den Hals brechen – gleich jetzt mit des Majors Hengsten will ich mir ihn brechen, wenn ich dich verrathe!

LISETTE. Wohl! weil Sie mir so theuer schwören, will ich ihnen alles entdecken. Unser Fräulein ist zum Sterben in den Major verliebt.

REITBAHN. Ha ha! ich bin nicht so dumm, daß ichs nicht merken sollte. Aber das Mädchen war dumm, daß sie mirs merken ließ. Ich werde sie nicht lange hier lassen; und in der Stadt will ich ihr den Zügel so kurz halten, daß der Major seine Schäcken todt fahren soll, eh er sie nur zu sehn bekömmt.

LISETTE. Das ist ganz gut – wenn sie sich nur nicht schon zu viel gesehen haben.

REITBAHN. Ha, du bist nicht gescheid. Die Mutter hat ja beständig das Auge auf dem Mädchen.

LISETTE. Die Mutter? – Herr Graf – ich will eben nichts Positives sagen: das sind gar kützliche Sachen – allein – wegen der Mutter – merken Sie denn nichts? – Doch, ich möchte zu viel sprechen –

REITBAHN. Sprich Lisette! ich will Alles wissen; und mein bestes Pferd soll mir kollerisch werden, wenn ich dich verrathe!

LISETTE. Ei, was fragen Sie nach Einem Pferd![45]

REITBAHN. Ich selbst will es werden; wenn ich dir nicht Wort halte!

LISETTE. – Unsere Baroninn ist ja selbst verliebt.

REITBAHN. In wen?

LISETTE. In den Hauptmann! – Haben Sie denn das nicht bemerkt?

REITBAHN. – Lisette! Hol mich der Fuchs! Sie sahen während des Essens einander alle Augenblick an. – Potz Wetter! das ist ein übler Umstand. Wenn die Mutter verliebt ist, kann die Tochter freylich machen, was ihr beliebt.

LISETTE. Allein etwas Übels müssen sie ja nicht denken! das Fräulein ist viel zu tugendhaft – und auch die Mama – man kann wohl jemanden gerne sehen, ohne seiner Pflicht zu vergessen. Ich selbst war schon mehr als einmal verliebt, und ich könnte gleich schwören, daß meine Ehre noch durch keinen unerlaubten Gedanken –

REITBAHN. Schwör nicht Lisette! ich sehe schon aus deiner Aufrichtigkeit, daß du ein ehrlich Mädchen bist. Ich vermuthe auch von deinem Fräulein nichts Arges: aber es ist mir schon unangenehm, daß sie einen Andern lieber haben kann, als mich. – Ich bin verdammt, wenn sie der Major nicht durch seine Schäcken verblendet hat. – Ich geb' ihr nicht Unrecht; die Schäcken könnten auch mich verblenden, wenn ich ein Mädchen wäre.

LISETTE. O ganz gewiß haben das die Schäcken gemacht; darum will er sie nicht weggeben. Man both ihm schon 200 Dukaten dafür.

REITBAHN. Wer both sie ihm?

LISETTE. Ein Cavalier! sein Nahme ist mir nicht bekannt.

REITBAHN. Der soll sie nicht bekommen; ich gebe gerne 300 dafür – wenn sie anders gut sind.


Quelle:
Cornelius von Ayrenhoff: Sämmtliche Werke. Band 3, Wien 1802, S. 44-46.
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