96. Dei Bur und dei Ännerirdsch.

[88] Ein Bur wir dörch Krieg un schlichte Tid so wit rünnerkamen, dat hei nich mir ut noch in wüßt. Dunn güng hei hen un köft sick[88] vör sin letzt Geld 'n Strick, mit den wull hei sick an den irsten besten Bom uphängen. As hei so an dei Böm in dei Höchd kek, kem ein von dei lütten Ünnerirdschen, un seggt tau em ›Wat kickst du einmal so schnurrig an dei Böm in dei Höchd?‹ Dei Bur seggt, ›hei söcht sick 'n Bom tau 'n Uphängen.‹ ›Dat is 'n häßlichen Dod,‹ seggt dei Ünnerirdsch, ›da hest du hunnert Daler; wenn du werrer tau Gang' büst, kannst du mi sei werrer geben. Gah denn man na dissen Barg un klopp an dissen Stein, denn will ick rutkamen.‹ Dei Bur kümmt ok werrer tau Gang' un tellt hunnert Daler af un geiht damit na den Barg un kloppt an den Stein. Da kümmt ein anner von dei Unnerirdschen rut un seggt ›Din Fründ Lehnort is dod, äwest hei hett noch vör sinen Dod seggt, wenn du dat Geld bröchst, süll'n wi di dat vör ümmer schenken.‹ Dei Bur denkt, wenn min lütt Fründ dat Geld nich werrer hebben will, so mütt ick 't woll ünner dei armen Lüd bringen un hei ded vel Gaud's un lewt mit Fru un Kinner glücklich un taufreden bet an sin selig End. So güng dat in dei Welt tau, as dei Ünnerirdschen sick noch mit dei Minschenkinner afgeben.


Raabe, plattd. Volksbuch S. 112; vgl. Müllenhoff S. 288, NS. 269, 399.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 88-89.
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