222. Dat ful Steg bei Gadebusch.

[179] An der frühern Landstraße von Gadebusch nach Wismar liegt mitten im Holze ein Bruch, der der Länge nach von einem schmalen Graben durchschnitten wird. Ueber diesen Graben führte ein Brett für Fußgänger, ›dat ful Steg‹ genannt. Hier pflegte den Fußgängern[179] zu abendlicher oder nächtlicher Zeit ein Spuk aufzuhocken. Sie hatten schwer daran zu schleppen, es ließ sich nicht abschütteln, erst wenn die verrufene Stelle zu Ende war, sprang es ab. Es soll ein Geist gewesen sein, der früher in Gadebusch spukte, aber von einem Geisterbeschwörer hieher gebannt wurde. Dafür rächt er sich durch das Aufhocken an den durch sein Gebiet Wandernden. Der Beschwörer bannte ihn mit Pfannkuchen, die der Geist besonders liebte, in einen Sack, in den er ihn damit hineingelockt, hatte.


E.H.H. Schmidt.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 179-180.
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