576. Die Streiteiche.

[414] Im Scheidegraben zwischen Vorbeck und Rehhagen stand eine alte Eiche, die Streiteiche genannt, weil die Besitzer von Kritzow und von Kladow einen langen Proceß um dieselbe führten. An diesen Baum knüpfte sich folgende Sage.

Ein Jäger des Gutes Kritzow hatte eine Liebschaft mit einem hörigen Mädchen des Gutes Kladow, Margarethe, das er in den Vorbecker Tannen ermordete, um die Geburt eines Kindes zu verhindern. Von Gewissensqual gepeinigt, erschoß er sich unter der Streiteiche und wurde an der Mauer des Kladower Kirchhofs beerdigt. Alle sieben Jahre am Margarethentage steht er auf, um an das Grab des Mädchens zu gelangen, das auf dem Kirchhof zu Vorbeck ist; ein weißer Hund begleitet ihn. Er kommt aber nie weiter, als[414] bis zur Streiteiche. Ein Beherzter, der ihn einstmals anredete, erhielt die Antwort, er könne nicht eher Ruhe finden, als bis die Eiche zum Bau einer Kirche verwendet sei.


A.v. Buchwald, der hinzufügt, daß sein Großvater, um diesen Aberglauben zu beseitigen, die Eiche beim Bau der Kirche von Kladow verwendete.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 414-415.
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