1.

[443] In uralten Zeiten, als die Wälder noch so dicht waren, daß man kaum hindurchkommen konnte, lebte im Ratzeburgischen in einer Grube im Papenholze, zwischen Campow und Romnitz, ein Mörder, Papendöneke genannt, sicher und ohne Gefahr, entdeckt zu werden. Als er nicht länger allein leben wollte, griff er sich eine lübeckische Frau, welche ihm nach und nach sieben Söhne gebar. Aber die ließ er nicht leben, er schnitt den armen Kindlein die Köpfe ab, zog sie auf einen Strick und tanzte damit umher und sang:


›So danzet, so danzet, mine leeben Söhnken,

dat Danzent dat makt ju Vader Papedönken.‹


Einstmals erlaubte er auch seiner Frau, die Ihrigen in Lübeck zu besuchen, aber zuvor mußte sie ihm schwören, daß sie wiederkommen und keinem Menschen das Geringste von ihrem Aufenthalt und Schicksal entdecken wolle. Da kaufte sie sich ein Faß Erbsen, winkte ihren Freunden, ihr zu folgen, und streute die Erbsen in den dicken Wald, um so den Weg zu bezeichnen, den sie gegangen war. Und als sie müde geworden, setzte sie sich auf einen Stein, und klagte dem ihr großes, unsägliches Leid, wie der Räuber sie ergriffen, ihre Kinder getödtet und ihr es durch einen Eid unmöglich gemacht, sich bei irgend einem Menschen Trost zu suchen. Die Freunde merkten auf ihre Worte und auf den Weg, holten sich Beistand und ergriffen den Mörder, der dann auch den Lohn erhielt, den seine Thaten werth waren.


Archivrath Masch bei Niederh. 1, 63 f.; vgl. Jahrb. 5, 99 f., wo Mussäus eine etwas ausgeschmückte Darstellung gegeben. Nach Mittheilung von H. Schmidt lauten die Verse:


Danzet, danzet, min leiwesten Scene!

Dat Danzen dat heit juch jur Fader Pape Döne.


Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 443.
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