266.

[83] Am Morgen des Trauungstages ging früher in Kues (bei Güstrow) die Braut mit ihren Jungfern nach dem Kirchdorfe Kritzkow. Im Pfarrhause wird sie von der Frau Pfarrerin geschmückt, wofür sie 2 Thaler zahlen muß. Mittags kommt der Bräutigam mit seinen Gesellen zu Wagen an; Kutscher, Wagen und Pferde sind mit Blumen und Bändern geschmückt.

In der Kirche wird die Trauhandlung vollzogen. Darauf begibt sich der ganze Zug zu Wagen, um heimzukehren. An der Feldscheide zwischen Kritzkow und Kues wird angehalten, denn es halten hier die eben aus Kues angekommenen 4 oder 5 Mann zu Pferde. Alles steigt ab, und es beginnt ein Mahl, zu dem die Speisen von den fünf Reitern mitgebracht sind. Es wird der große Kringel verzehrt, der fast so groß ist wie ein Wagenrad, den die Reiter auf Stöcken trugen, und es wird Bier und Branntwein getrunken. Das Getränk wird nicht in Flaschen oder Gläsern herumgereicht, sondern aus einer Brause, einer Gießkanne, wie sie der Gärtner hat, getrunken, und jeder gibt vor und nach dem Trinken dem, der die Brause herumreicht, die[83] Hand. Ist das Mahl, an dem auch Vorübergehende Theil nehmen, beendet, so begibt sich die ganze Gesellschaft zurück nach Kues.


Seminarist Cammin.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 2, Wien 1879/80, S. 83-84.
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