1621.

[338] Desgleichen.


Unser Herr Jesus ging im Garten

Und wollte alle heiligen Englein erwarten,

Und die Jungfrau Maria war da.

Da kam ein Dieb in der Nacht und wollte das Kindlein stehlen.

Das wollten die zweiundsiebzig Männer nicht gestehen.

Ich gebiete dir, Dieb,

Durch des Herrn Jesu Hand,

Daß du sollst stehen wie ein Stock,

Sollst stehen wie ein Block,

Sollst zählen alle Sterne,

Die am Himmel stehen.

So wenig dir das möglich ist zu thun,

Sollst du von dieser Stelle gehen,

Bis meine lieblichen1 Augen dich wiedersehen

Und meine liebliche Zunge dir Urlaub gibt.
[338]

Dies wird so lange gebetet, bis man rund um den Gegenstand ist, den man vor Dieben bewahren will.


Losmachen.

Geh hin, du Dieb, in Jesu Namen

Und lasse dich nicht wieder sehen,

Sonst mußt du dein Leben

In kurzer Zeit hergeben.


Der Mann, der diese Formel mir erzählte, hat selbst einen Dieb des Morgens bei der Schafheerde gesehen, der mit einem Schaf im Arm dagestanden hat und festgebannt gewesen ist.


Gammelin und Umgegend von Hagenow. Seminarist A. Vitense. Vgl. NS., Gebräuche Nr. 378. – Z. 5 gestehen; bei Kuhn verhehlen.

1

= leiblichen bei Kuhn.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 2, Wien 1879/80, S. 338-339.
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