Erhebung.

[3] Hoch über den Bergen, hoch über den Meeren,

Den Wäldern, den Talen, den Wolken, der Flur,

Der flammenden Sonne, dem weiten Azur,

Hoch über den Reichen der sternigen Sphären,


Beschwingst du, mein Geist, dich, und tief in der Brust,

Wie ein Schwimmer, den schwellend die Wogen umgleiten,

Fühl froh ich, durchfurchend unendliche Weiten,

Eine unaussprechliche, männliche Lust,


Entfliehe fern in die reineren Düfte,

Befreit von dem Dunst, der betäubend und krank,

Und schlürfe als hellen und göttlichen Trank

Das klare Feuer der ewigen Lüfte.


Weit hinter des Grams und des Trübsinns Gebiet,

Die das irdische Leben in Nebel verschlingen –

Glückselig der, der mit kräftigen Schwingen

Zu strahlenden, heitren Gefilden entflieht,


Dessen Geist, wann die Lichter des Morgens erglühten,

Wie die Lerche aufsteigend den Himmel durchschweift,

Der das Sein überfliegend mühlos begreift

Die Sprache der stummen Welt und der Blüten.

Quelle:
Baudelaire, Charles: Blumen des Bösen. Leipzig 1907, S. 3-4.
Lizenz:
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Die Blumen des Bösen
Les Fleurs du Mal /Die Blumen des Bösen: Franz. /Dt
Die Blumen des Bösen: Französisch/Deutsch
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