Der Tod der Künstler.

[144] Wie oft ertönt mir noch der Narrenschellen Klang,

Wie oft noch, Zerrbild, küss ich deine Stirn voll Grauen?

Wieviel Geschosse noch verfliegen mir im Blauen,

Mein Köcher, eh ein Pfeil das seltne Ziel durchdrang?


Wir schmieden Plan auf Plan, das ganze Leben lang;

Manch schwer Gewaffen wird im Kampfe noch zerhauen,

Eh wir die Kreatur, die riesenhafte, schauen,

Gesucht in ewger Gier, die Tränen uns entrang.


Und Menschen gibt es, die stets fern von dem Idole,

Und diesen Bildnern, die verdammt und lichtberaubt,

Gezeichnet von der Schmach, dir meißeln Brust und Haupt,


Winkt eine Hoffnung nur gleich finstrem Kapitole!

Daß ihnen einst der Tod, ein neues Lichtgestirn,

Die Blume sprießen läßt und blühn aus ihrem Hirn!

Quelle:
Baudelaire, Charles: Blumen des Bösen. Leipzig 1907, S. 144-145.
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Die Blumen des Bösen
Les Fleurs du Mal /Die Blumen des Bösen: Franz. /Dt
Die Blumen des Bösen: Französisch/Deutsch
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