Elfte Szene.

[339] Vorige. Sittig.


CÄCILIE die ihn zuerst erblickt. August –

BARON. Da ist er ja!

SITTIG. Cäcilie – mein Freund – ich suchte dich, ich vernahm, daß du hier seist – rate mir, hilf mir – ich bin verloren.

CÄCILIE. Was ist denn geschehen?

SITTIG. Ich mußte den Präsidenten begleiten; er sprach von Geschäften, es war eine Art Examen; ich weiß nicht, wie ich bestand. Plötzlich brach er ab und sagte: »Man sah Sie öffentlich mit Fräulein von Rosen; die ganze Welt hält das Mädchen für Ihre Braut; Sie müssen Ihren guten Ruf wieder herstellen.« Ich stotterte eine Antwort heraus; der Präsident sah mich finster an, sagte: »Wir sprechen noch darüber« – und entließ mich.

BARON. Nun, und was weiter?

SITTIG. Weiter? Nichts weiter! Ich werde dem Präsidenten schreiben. Mag die Stelle bekommen, wer will, mag das Mädchen heiraten, wer will! Was kümmert mich die ganze Sache! – Was weiter? Wie nur ein Freund so fragen kann!

BARON. Bravo! Das ist resolut, das ist männlich. Das sieht aus, wie ein Entschluß. So hab' ich's gerne. Nun will ich mit meinem Onkel sprechen. Ihr habt euch wohl etwas mitzuteilen? Ich lasse euch allein. Ab.


Quelle:
Eduard von Bauernfeld: Ausgewählte Werke in vier Bänden. Band 1, Leipzig [o.J.], S. 339.
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